Talent – ein großes Wort

Natürlich hört man im Alltag viel Konservenmusik, aber wenn man nicht extra darauf hingewiesen wird, spielt sie eben keine Rolle.
Und wenn man dann im Musikunterricht nicht so fit ist wie die anderen, bekommt man schnell einen Stempel wie "unmusikalisch" aufgedrückt.

Ich war recht früh im Stimmbruch, die Umstellung war erst mal schwierig, deshalb hieß es irgendwann: "Du kannst nicht singen".
Das hat mich ebenfalls lange negativ verfolgt...

 

Genau so.

 

Die professionelle und unabhängige Einschätzung eines Lehrers halte ich für sehr wertvoll und hilfreich. Es kann Schüler und Eltern ermutigen, einen beruflichen Weg einzuschlagen oder auch nicht. Die Ballettlehrerin unserer Tochter sprach uns seinerzeit an, dass für unsere Tochter eine professionelle Ballettausbildung infrage kommen könnte. Töchterchen war damals 13/14 Jahre alt und tanzte seit ihrem 6. Lebensjahr in der Ballettschule. Für die professionelle Ausbildung hätte sie jedoch wechseln müssen. Also ein Eigennutz kann der Lehrerin nicht unterstellt werden. Ohne den Hinweis der Lehrerin hätten wir nie diese Möglichkeit überhaupt erkannt.

Naja, wir überlegten ein paar Wochen und entschieden uns dann dagegen, um unserer Tochter die enormen körperlichen Strapazen und die trotz allem ungewisse Zukunft zu ersparen. Bei den meisten Tänzerinnen und Tänzern ist mit etwa 35 Jahren Schluss, dann macht der Körper nicht mehr mit. Sie war dann lange Zeit sehr sauer auf uns. Immerhin konnte sie einige Jahre in verschiedenen Tanzcompagnien mit professionellen Tänzern und Tänzerinnen ihr Talent ausleben, aber nur hobbymäßig. Erst als sie mit Ende 20 mal von einem Orthopäden auf den doch außergewöhnlichen Verschleiß an einigen Teilen ihres Skelettes angesprochen wurde, hat sie das mit unserer Entscheidung damals einigermaßen versöhnt. Heute hätte sie schon nicht mehr auf der Bühne stehen können und "nur" unterrichten wollte sie nie.

Aber nochmal zurück zum Thema. Vor allem bei jungen Menschen geht es m.M.n. darum, Optionen zu erkennen und die Freiheit zu haben, sie wahrzunehmen oder auch nicht. Später ist die Talentfrage doch eigentlich irrelevant, weil, sorry, der Zug ist irgendwann abgefahren. Dann geht's nur noch darum: Es macht Spaß und der Lehrer/die Band ... werfen mich nicht raus.

 

Ja, deshalb darf man ruhig außergewöhnliche Talente auf ihr Potenzial hinweisen.
Aber man sollte tunlichst allzu negative Äußerungen unterlassen, bestenfalls in Fragen ansprechen:
Hast du das Gefühl, dass du mit den Tönen nicht klar kommst?
Überfordert dich das?

Und die wichtigste überhaupt:
Machst du das gern oder sagen nur deine Eltern, dass du herkommen sollst?
(Das kommt leider auch immer wieder vor - das Kind will das Instrument gar nicht spielen, doch die Eltern verlangen das einfach...)

 

Naja, ein bisschen höher darf der Anspruch schon sein Zumindest für mich.

 

Erklär mal. Willst du damit Geld verdienen, Preise gewinnen, Konzertsäle füllen, ... ? Warum könnte es wichtig sein, ob man Talent hat oder nicht?

 

Das finde ich auch. Es gebietet doch eigentlich schon der Respekt dem anderen gegenüber, dass man ihn oder sie nicht demotiviert. Andersherum kann man von keinem Lehrer verlangen zu unterrichten, wenn er es als absolute Zumutung empfindet. Als Lehrerin würde ich jeden in seinem Tun bestärken, solange der Impuls von ihm selbst ausgeht, und auch ich Lust habe, ihn zu unterrichten. Kinder, die von ihren Eltern in irgendwas gezwungen werden, haben wirklich ein Problem und ihre Lehrer mit ihnen, denn es fehlt dann vor allem an Motivation. Nur mit Talent wird ja auch keine Saxlaufbahn draus. Da gehört schon eine gute Portion Ehrgeiz, Disziplin und Durchhaltevermögen - wie in jedem Beruf - dazu.

 

Und man wundert sich als Schülerin ja immer, wieviel Lernpotential noch so in einem stecken ...

 

Nein, aber ich möchte, dass es nach etwas klingt. Am besten nach Musik.
Und das ist wahrscheinlich nicht der Fall, wenn man überall rausgeworfen wird.
Sollte der Lehrer einen rauswerfen wollen, weil es nun mal nach absolut gar nichts klingt, dann wäre dem Schüler wahrscheinlich sogar geholfen.

Und meinst du nicht, dass es etwas mehr gibt zwischen "gerade so nicht rausgeworfen werden" und Preise gewinnen?

 

Es geht mir nicht darum es zu haben oder nicht.
Aber ich finde es schon richtig, dass einem Schüler auch gespiegelt wird, wenn er etwas gut macht. Was im Fall von Talent wahrscheinlich passieren wird bzw öfter oder schneller.
Ohne damit gleich eine professionelle Karriere anzupeilen.

Das andere Ende der Skala kennt man ja:

kleine/durchschnittliche Leistungen werden über den grünen Klee gelobt und manche haben nicht die Selbstreflexion zu merken, dass das eigentlich nur ein Kompliment aus Verlegenheit war.

 

Na ja, ist ja recht simpel….trittst Du mit einer gegen Honorar auf und wirst wieder gebucht, kann es ja so schlecht nicht gewesen sein.

CzG

Dreas

 

Hallo @Jacqueline,

ich verstehe garnicht, warum die Klärung der Frage so wichtig ist : "Ob man Talent hat ?"

Mein Lehrer spiegelt mir immer die Baustellen wieder, an denen ich arbeiten muss, bzw. wenn ich eine Hürde genommen habe; mir ein Part gut gelungen ist.
In der Regel ist es doch so, in welchem Vertrauensverhältnis zum Lehrer die Zeit des Unterrichtes genutzt wird, man seine Fertigkeiten erwirbt,
wie der Unterricht durchgeführt wird...., ob man geübt / oder nicht geübt zum Unterricht aufschlägt ?

Wer als Späteinsteiger mit dem Erlernen eines Instrumentes beginnt (so wie der Großteil der Foristen hier), für den steht der Spass im
Vordergrund, auch vielleicht einmal mit dem Ziel mit Anderen zu musizieren - weil das noch mal eine weitere Anforderung ist, wo man
ein Feedback seiner erworbenen Fertigkeiten erhält.
So manchem Spieler reicht es aber auch für sich allein zu spielen, weil es Entspannung und Freude bringt

Was ich sagen will, man sollte für sich selbst etwas Gutes tun, wenn man ein Instrument erlernt und nicht fragen, ob das vorhandene
Talent / Begabung eine Voraussetzung ist, ein Instrument zu erlernen.

Wer für sich selbst sehr große Schwierigkeiten bemerkt und kein Fortkommen erkennt, wird das Instrument von sich aus wieder wegstellen.
Hierfür brauchts kein "Fishing for compliments" ob Talent vorhanden ist ....

 

Die hat sie doch gar nicht gestellt - ?

 

99% von uns hier stellt sich eh nicht die Frage ob wir Talentnhaben oder nicht(inkl. mir) Wir wollen einfach Spaß am Musizieren haben und das kann man in jedem Alter und mit oder ohne Talent

 

Das würde ich unter Spaß subsummieren. Um Spaß am instrument zu haben, gehört Übung usw. dazu und auch, dass am Ende etwas herauskommt, das mir ein bisschen gefällt.

Von "gerade so nicht rausgeworfen werden" habe ich nicht geschrieben. In der Band z.B. muss man gelegentlich auch Stücke spielen bzw. üben, die einem vielleicht nicht so viel Spaß machen. Und im Verhältnis zum Lehrer geht es darum, auch dort gemeinsam die Ziele zu definieren und zu verfolgen. Auch das kann mal weniger Spaß machen, muss im Rahmen des Teamworks aber auch oft sein. Deshalb habe ich das so salopp mit dem "Rauswurf" formuliert. (Btw. Ist mir zum Glück noch nie passiert.)

Ja, unbedingt. Das motiviert ja ungemein weiterzumachen. Aber das ist keine Frage des Talents.

Aber ich habe mich ein bisschen in deine Frage eingemischt, die du an die Pädagogen im Forum stelltest. Sorry. Da die Anworten anfangs recht zögerlich kamen, hatte ich das Beispiel oben beschrieben und wollte die Lehrenden hier ermuntern, nicht nur Lob sondern auch auf eine wirklich besondere (ich meine nicht nur überdurchschnittliche) Begabung - so sie denn vorhanden ist - hinzuweisen. Kürzlich hatte ich jemanden mit dem absoluten Gehör kennengelernt. Das muss man ja mal gesagt bekommen, glaube ich. Von alleine wird man das als Kind oder Jugendlicher nicht merken.

 

Nein. Aber @Mouette hat sie gestellt, @Jacqueline ist darauf eingegangen und @sachsin hat darauf Bezug genommen.

 

Passt gut in diesen Tröt:

Overnight success takes years.
(Autor unbekannt)