Travel Sax 2

Dieses Thema im Forum "Sonstige Instrumente" wurde erstellt von giuseppe, 7.Oktober.2022.

  1. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Dann trag ich zur Sammlung ungesunden Halbwissens auch mal mein Scherflein bei.

    'Kautschuk' ist eine Bezeichnung einer ganzen Klasse von relativ weichen, langkettigen Molekülen. Früher hat man Naturkautschuk auch einfach als Kautschuk bezeichnet, der wird aus dem Gummibaum gewonnen... Seit 1860 gibt es Synthesekautschuke, aus industrieller Herstellung.

    Als Silikonkautschuke bezeichnet man PolySiloxane. Eigentlich einleuchtend, dass es das gibt: Silizium steht im Periodensystem unter Kohlenstoff. Hat damit die gleiche Anzahl von Elektronen in der Aussenschale. Man kann sich einfach (theoretisch) vorstellen, dass die Kohlenstoffatome in einer Kautschuk-Kette durch Siliziumatome ersetzt sind - dann hat man einen Silikonkautschuk.
    Praktisch wird diese Ersetzung heutzutage in China in Heimarbeit durchgeführt, was jedoch die Kritik internationaler Verbände hervorgerufen hat :ironie:.

    Das ist schon richtig, dass man die Festigkeit von Silikonen in weiten Bereichen einstellen kann. Aber Quarz, ein kristallines Mineral, als 'Silikon' zu titulieren, ist ungefähr so, wie Diamant als Kautschuk zu bezeichnen. (Vielleicht ist das jetzt der Übersetzungsfehler? engl. Silicon = Silizium, engl. Silicone = Silikon. So etwas passiert bei ChatGPT leicht...;))

    Hmm, bin da nicht der Experte, aber das würde mich doch wundern. Silikone sind für Kunststoffe durchaus 'Hochtemperatur'beständig, wie man an den Silikon-Küchenutensilien sieht. Hochtemperatur heißt da aber bis 300°C. Außerdem sind Silikone Duroplaste - das heißt, sie schmelzen nicht, nachdem sie sich einmal vernetzt haben, sondern zersetzen sich. Vergleich es mit Deinem Frühstücksei, wenn das erst hart ist, kann man es durch weiteres Erhitzen nicht wieder flüssigmachen, sondern nur Verkohlen. Silikone zersetzen sich bei zu hohen Temperaturen, 250-600°C. Also nicht zu heiß duschen! :smil3dbd4e29bbcc7:
     
  2. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Vielleicht hast du recht, bis 300 findet man welche. Dieses
    https://www.bauchemie24.de/beko-kam...MI1ve53oqehAMVkQ8GAB01OQw6EAQYASABEgKlpvD_BwE
    welches ich beim gugeln fand, war entgegen dem Suchbegriff dann doch ein Polyacrylat.

    Nichtsdestotrotz bleiben ja die relevanten Kritikpunkte an @Ernestos Marktidee von deinen Verbesserungen unberührt, oder?
     
  3. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    In der Theorie schon. Ausgebildeter Chemiker. Aber ich arbeite nicht in diesem Beruf. Mir fehlen hier 35 Jahre Praxis - so wie beim Saxophon auch. Deshalb bezeichne ich mich auch nicht als "Musiker".

    Das Material das Du suchst heißt "Glas". Es ist hart, hat aber keinen definierten Schmelzpunkt. Ab etwa 600°C kann man es verformen. Eine "Glasschmelze", also das erste Abmischen der Komponenten hat etwa 1300 - 1600°C . Reines Siliziumdioxid schmilzt bei 1713°C. Aber Quarz ist nicht nur hart, sondern auch spröde. Das kann man beim Glas besser einstellen. Hart und relativ(!) schlagfest. Aber es ist kein Metall und wird in keiner bekannten Variante zäh (kalt verformbar). Wenn man irgendwo dagegen schlägt, gibt's keine Delle sondern Scherben.

    Aber "Glas" ist ein Strukturbegriff, keine chemische Formel und kann ganz verschiedene Inhaltsstoffe haben. Die meisen Gläser haben aber Si02 als Hauptbestsandteil.

    Schon aus Gründen der Usability würde ich beim Korpus und der Mechanik auf solche Werkstoffe verzichten. Bei Mundstücken kein Problem. Dehalb gibt's welche aus Glas.

    Optisch wäre Polyacryl (Acrylglas) vergleichbar. Das ist aber sehr anfällig für Kratzer und lädt sich statisch auf, was Schmutz jeder Art magisch anzieht. Die Steifigkeit lässt auch zu Wünschen übrig, also nichts für die Mechanik. Aber den Korpus könnte man theoretisch problemlos aus Acryl fertigen. Polycarbonat ist auch transparent und zudem auch sehr schlagfest. Es gibt Exemplare von Vibrato Sax, die daraus gefertigt sind sind.

    Nichtsdestotrotz hat Swarovsky doch ein Saxophon komplett aus Kristallglas gefertigt. Die Spielbarkeit dieses Sub-Soprillissimo mag fraglich sein.

    So steht's im Wikipedia. Ich bin geneigt, dem nicht zuzustimmen. Aber ich bin auch "von früher". Heute schreibt man allen möglichen Schmarrn. Man muss sich nur mal ansehen, was für Fantasiebezeichnungen für Industrielebensmittel verwendet werden, um ein Naheverhältnis zu einem Naturprodukt zu suggerieren.

    Ich stehe auf dem Standpunkt: Wenn etwas nicht "die Sache" ist, dann soll sie auch nicht "die Sache" genannt werden. Alles andere ist "Marketing" (=gelogen).
     
    Zuletzt bearbeitet: 10.Februar.2024
    giuseppe gefällt das.
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