Warum ist das Sax ein Holzblasinstrument?

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von ibi88, 13.Januar.2009.

  1. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hallo zusammen,

    ich kann bezüglich der grundlegenden akustischen Vorgänge weder einen Einfluss von Klappen noch der Trichterform erkennen.

    @xcielo: Nach Deiner Definition wäre eine Querflöte das einzige zylindrische Blasinstrument. Ist nicht der "zylindrische Abschnitt" vor dem Trichter das Entscheidende?

    Ein geschlossenes Rohr "klingt" eine Oktave tiefer wie ein offenes Rohr gleicher Länge. Deshalb werden z.B. die Resonanzröhren eines Vibraphons verschlossen, diese müssten sonst doppelt so lang sein.

    Warum das genau so ist? Liegt wohl daran, dass sich am Ende eines geschlossenen Rohres ein Schwingungsknotenpunkt bildet und in der Folge andere Schwingungsverhältnisse entstehen als bei einem offenen Rohr.

    Ob ein Rohr offen oder geschlossen wirkt, hängt vom Mundstück ab. Kesselmundstücke wirken offen, Schnabel-bzw. Rohrblattmundstücke geschlossen.

    Verwirrend an der Sache dürfte sein, dass das Überblasen in die Oktave bzw. Duodezime von offen/geschlossen UND von zylindrisch/konisch abhängt.

    So ergeben sich 4 Variationen:

    - geschlossen konisch: Saxophon
    - geschlossen zylindrisch: Klarinette
    - offen zylindrisch: Trompete
    - offen konisch: Flügelhorn

    Ich weiß nicht ob sich A. Sax darüber Gedanken gemacht hat ob das Saxophon ein Holzblasinstrument ist.
    Sicher spricht aber die Verwandschaft hinsichtlich Klang, Mundstück und Mechanik dafür. Ich glaube nicht , dass es an einem einzigen Merkmal festgemacht werden kann.

    Liebe Grüße

    Chris
     
  2. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Hallo Chrisdos,

    kleine Korrektur, die manches erklärt:

    Kesselmundstücke wirken NICHT offen, sondern geschlossen. Der Test, den ich angesprochen habe, nämlich ein Trompetenmundstück am Gartenschlauch zeigt, dass das Ding dann wie eine gedackte Pfeife, oder auch eine Klarinette reagiert.

    Erst durch den konischen Anteil am Rohrende, speziell dem Trichter wird aus der Trompete ein oktavierendes Instrument.

    Gruß,
    xcielo
     
  3. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hallo xcielo,

    interessante Theorie, hab ich so noch nicht gehört/gelesen. Jetzt frag ich mich ab wann konisch konisch ist bzw. ab wann sich das Instrument entscheidet zu oktavieren statt zu duodezimieren.

    Liebe Grüße

    Chris
     
  4. four

    four Ist fast schon zuhause hier

    Ich finde die Erklärung der englischen Wikipedia eigentlich vernünftig.

    A woodwind instrument is a musical instrument which produces sound when the player blows air against an edge of, or opening in, the instrument, causing the air to vibrate within a resonator. Most commonly, the player blows against a thin piece of wood called a reed. Most of these instruments were originally made of wood, but some, such as the saxophone and some flutes, are now commonly made of other materials such as metals or plastics.

    Gruß,
    Andreas
     
  5. GelöschtesMitglied3606

    GelöschtesMitglied3606 Guest

    Entschuldigung der Nachfrage. Aber ist die Querflöte nicht konisch? Ich meine sie sieht eher zylindrisch aus aber meine Querflöte wird doch im Verlauf etwas dicker.

    Und Klarinetten sind nicht konisch sondern eher zylindrisch. (Mal abgesehen vom Schalltrichter) Deswegen überblasen sie in der Duodezime. Baute man Klarinetten die konisch wären änderte sich der Klang, der dann dem des Sopransax' ähnelte und sie überbliese in der Oktave. Oder ist diese Theorie überholt? Das ist zumindest das, was ich mal gelernt hab.

    lG
     
  6. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    In der Tat sind die Kopfstücke von heutigen Querflöten leicht konisch, und zwar oben enger als unten, der Rest der Röhre ist absolut zylindrisch.

    Die alten Traversflöten, wie auch die Blockflöte ist hingegen konisch mit dem engeren Teil unten.

    Für beidseitig offene Röhren ist das hinsichtlich der Obertonreihe aber wurscht, sie oktavieren immer.

    Das ist richtig, wurde aber doch hier auch so gesagt, oder hab ich was überlesen, mich selbst wo verdaddelt ?

    Gruß,
    xcielo
     
  7. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin Chris,

    in der Tat, eine sehr spannende Frage, die ich dir aber auch nicht wirklich beantworten kann.

    In der Realität sieht die Welt aber so und so viel komplizierter aus als in der idealen Theorie. So zeigt auch die Obertonreihe meiner Bassklarinette die Oktaven wunderschön, wenn auch mit geringerer Amplitude, und ab dem 5 oder 6. Oberton sind sie dann eh alle da.

    Es wird also so aussehen:
    Nimmst du ein ideales einseitig geschlossenes zylindrisches Rohr mit idealerweise extrem enger Mensur, so hast du absolut nur dir klarinettenhaft ungeraden Obertöne.

    Eine Mensurerweiterung sorgt schon dafür, dass das unsauber wird, siehe die Bassklarinette.

    Ziehst du nun Mikrometerweise ein Ende auseinander, so dass ein konisches Rohr entsteht, so wird die Amplitude der geraden Obertöne langsam ansteigen, bis sie irgendwann auch deutlich hörbar oder isoliert angespielt werden können.

    Gruß,
    xcielo
     
  8. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    ..stimmt schon, gibt es alles...google mal unter tarogato
     
  9. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    das Ansteigen der Amplituden klappt ganz gut mit meinem alten additiven Synthi... aber das mit dem mikrometerweise Auseinanderziehen des Rohres hat bei allen meinen KLarinetten nicht geklappt, sie wollten partout nicht in der Oktave springen...btw... kennt jemand einen guten Klari-doc? ;-)
     
  10. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hi xcielo,

    Soweit klar. Das bezieht sich ja auf das ganze Rohr, aber hast Du nicht sinngemäß geschrieben, dass ein konischer Trichter denselben Effekt hat wie ein komplett konisches Rohr?

    Vielleicht wäre dann eine Erklärung, dass der konische Verlauf des Bechers einen fließenden Übergang zur "Außenatmosphäre" schafft, was wiederum nur klappenlose Röhren beeinflussen würde.

    ???

    Liebe Grüße

    Chris
     
  11. Fbuckert

    Fbuckert Ist fast schon zuhause hier

    Nachdem ich in der letzten Sonic den Bericht über Eliana Burki gelesen habe, habe ich mir gleich mal die aktuelle CD dazu besorgt - solltet ihr auch mal reinhören.

    Die gute Dame spielt Alphorn. Ist zu 100% aus Holz, konisch, keine Mensur.
    Wikipedia schreibt
    Passt das jetzt noch zu allen Theorien. :-?
     
  12. blue_asphalt

    blue_asphalt Ist fast schon zuhause hier

    ... nö nö friedrich... lies ma richtig - dat horn is aus carbon und zusammensteckbar (für tour)... holz iss nur zu hause (vor der hütten)... kann mam auf kohle musik machen? ich dachte immer nur für kohle :) Herb
     
  13. wolfgang

    wolfgang Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    Alphörner sind Blechblasinstrumente, die normalerweise aus Holz gebaut werden (wie seinerzeit die Zinken bis hin zum Serpent), während Metallklarinetten Holzblasinstrumente sind, die auch klingen wie ihre hölzernen oder aud Kunststoff gefertigten Geschwister. Worum also geht die Diskussion?
    Gruß
    Wolfgang
     
  14. ibi88

    ibi88 Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hallo,
    ich sag schon mal danke und bin um einiges schlauer geworden!
     
  15. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich glaube, der Fred handelt im Grunde von unserer Schwierigkeit, damit zurecht zu kommen, dass sich nicht alles ordnen läßt. Es zeigt uns, dass eine strikte Ordnung zwar zu mehr Übersichtlichkeit führt, dies aber um den Preis der Genauigkeit tut.

    Vielleicht ein Anstoß, zu lernen, Dinge in einer gewissen Unschärfe zu belassen.

    Andererseits weiß ich nicht, warum wir meine Kathegorien Meets und Reeds nicht einführen? Ich würde den Fleisch- und Blattblasinstrumenten noch die dritte Kathegorie Pipes hinzufügen, die Pfeifblasinstrumente oder Flöten.

    Man könnte die drei Gruppen hier auch als Kessler, Schnabler und Spalter einführen.
     
  16. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin Chris,

    ungefähr so stimmt das, funktioniert so natürlich auch nur bei den Blechblasinstrumenten, sprich denen, bei denen immer die gesamte Rohrlänge benutzt wird.

    Übrigens ist die Trompete auch ganz vorne am Mundstück erst mal konisch ;-)

    Es gibt da noch so Merkwürdigkeiten, bspw. eine abschnittsweise zylindrische Klarinette, in denen jeder Abschnitt eine andere Mensur hat. Ich komm grad nicht drauf, wie diese spezielle Bohrung heißt, soll aber besser intonieren.

    Gruß,
    xcielo


     
  17. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    ..die heisst polyzylindrisch und wurde bei der Boehmklari glaub ich mit der Buffet R13 Mitte der 50er eingeführt und hatte durchschlagenden Erfolg, in den USA spielen die Leute auch heute noch sehr gerne R13, die polyzylindrische Bohrung gibt es auch heute noch bei einigen Modellen ( Festival, R13 Prestige oder bei den Leblanc Opus oder andere. Davon abgesehen wird kaum eine Klarinette exakt zylindrisch gebohrt sein, sondern an der einen oder anderen Stelle haben da alle minimal konische Verläufe oder verschiedene Mensuren...aus klanglichen Gründen oder um die Ansprache oder die Resonanz oder di Intonation zu optimieren wie z.B. leicht konische Birnen oder eben polyzylindrische Bohrungen...
     
  18. blue_asphalt

    blue_asphalt Ist fast schon zuhause hier

    ... ja, ja der ganze kram ist doch sowieso nur eine "menschliche" einteilung, genauso wie die meridiane auf unserer weltkugel - die ja eigentlich keine kugel ist... mehr so ein footballähnlichesding... manche glauben auch es ist eine scheibe :)... also, die meriiane gibt es in wirklichkeit ja auch nicht, es sind eine menschliche "einteilung". besser finde ich zum beispiel hier: http://kamelopedia.mormo.org/index.php/Saxophon ha ha echt gut.... herb
     
  19. TenSax

    TenSax Ist fast schon zuhause hier

    Sehr Geil!
     
  20. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hallo,

    ich muss das Chaos mal sortieren.

    Eine Flöte ist offen und zylindrisch, überbläst in die Oktave.

    Eine Trompete ist geschlossen und zylindrisch, oktaviert auch, wegen des Trichters. Praktisch sind die Grundfrequenzen, also die erste Oktave nicht spielbar, außer mit einem Saxmundstück oder wenn's einer kann. ;-) Wie spielt man mit 3 Ventilen 12 Töne?

    Die Klarinette ist auch geschlossen und zylindrisch, überbläst in die Duodezime, weil sie Klappen hat und auch ein weiter Trichter nichts nützen würde.

    Das Saxophon ist geschlossen und konisch, oktaviert, aber nicht wegen dem Trichter, sondern der konischen Form.

    Das Flügelhorn...........? Da beeinflusst der Konus demnach nicht das Grundprinzip, sondern Klang und Ansprache.

    Geht das so durch bei den Akustikern?? :-D

    Liebe Grüße

    Chris
     
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