Weiß jemand, welches Tenorsax Günther Fischer spielt?

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von FraRa, 11.November.2024.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    Anfang der Achziger hatten wir Uli Gumpert in unsere Szenekneipe nach Leverkusen eingeladen. Dummerweise wurde das bestellte Klavier aber nicht rechtzeitig angeliefert und wir mussten notgedrungen mein altes schäbiges Klavier aus meiner Bude heranschaffen.

    Der Gute hat sich nach Kräften abgemüht, wollte mit einem Tremolo auf einem Ton anfangen und war dann doch erstaunt, dass die träge Mechanik im Schnitt nur etwa jeden dritten Anschlag auch auf die Saite übertrug. War mir recht peinlich, das Konzert dann aber eher witzig bis kurios (-:
     
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  2. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Läuft diese Story nicht grade als Spielfilm im Kino ?

    Aber sie spielt in Köln.

    Und der Pianist hieß irgendwie anders ?!:D

    VG
     
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  3. Rick

    Rick Experte

    Nun, das Konzert in Köln ist allerdings nicht als witzig oder kurios bekannt. ;)
     
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  4. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Warum nicht? Immerhin haben beide Firmen eine Qualitätsklasse gebaut, die nach dem Westen verkauft wurde. Konstruktiv schlecht waren die B&S bzw Weltklänger grundsätzlich auch nicht. Schlampig verarbeitet und teilweise wurde kein gleichbleibend hochwertigis material verwendet.... aber für Helden der Republik sah das ganz anders aus. Da war es eine Ehre für diesen ein Instrument fertigen zu dürfen, erst recht, wenn damit dann im Westen gespielt und die Leistung des Systems demonstriert werden konnte. Da wurden durchaus auch Einzelstücke nach Wünschen des Künstlers gebaut bzw modifiziert.
    Wenn ich mein akustik tenor nehme ist das qualität sehr gut. Dickes material, eine ebensolche versilberung (kein nickel), solide Schrauben und wellen, die verlötungen sehen sauber aus, bisher ist nix abgefallen (trotz des alters). Einzig, die roten plastikinlays sehen billig aus (hartholz gabes im osten, an Perlmutt, Elfenbein o.ä. kam man durchaus heran) und die Mechanik ist für meine rel kleinen Hände schwierig. Andererseits, es hat einen tollen, voluminösen und weichen Klang der gut trägt, es spricht leicht an und "intoniert" sehr gut, besser als manch andere Kanne aus dieser Zeit. Mit etwas Customizing wäre es ein super Teil (für mich).
    Mundstücke konnten die auch. Die B&S/Tunger mpc sind Kopien von berg larsen bzw denen sehr ähnlich. Meines geht richtig gut, etwas zu gut (sehr wenig gegendruck, hohe Lautstärke damit etwas tricky zu kontrollieren)

    Eben, wegen o.g.,und weil ich bspw in Kuba noch viele Weltklänger bei künstlern sehe, würde mich interessieren, was Herr Fischer zur Zeit der DDR gespielt hat und in der Übergangszeit bis zu seinem Reference.
     
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  5. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Warst Du in der Werkstatt dabei oder nur auf eine Schale Blümchenkaffee beim Parteikader?

    Ich hege den Verdacht, es könnte in der Realität des real existierenden Sozialismus ein kleines Bisschen komplizierter gewesen sein und hätte Verständnis, wenn sich der eine oder andere Ossi durch solche und ähnliche Aussagen eines Wessis in die Klischee-Ecke gedrängt fühlt.
     
  6. ppue

    ppue Mod Experte

    Wie denn konkret? Ich sehe es (als Wessi) ähnlich wie @JES.
     
  7. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @Silver
    Zum einen, die Familie meiner (ex-) Frau kam aus der DDR. In den VEB, in denen ihre Familienangehörigen gearbeitet haben, lief es genauso. Wenn ein Produkt dort für einen besonderen Genossen hergestellt werden musste, war Material kein Thema, das war eine Ehre für den Betrieb und da war die Sorgfalt beim arbeiten deutlich höher als üblich. Ein Mangel wäre ja auf den VEB und damit auf die Führung zurückgefallen.
    Dann habe ich ein paar ostmopeds. Ich habe mich daher mal so ein bischen mit der Geschichte befasst und dann kommst du an das Thema Rennsport. Da lief es dann exakt so, wie beschrieben. Das ging so weit, dass ingenieure privat Teile entwickelt haben, die dann in den ausbildungswerkstätten handgefertigt wurden. War der Fahrer dann mit seiner Simme/Mz etc erfolgreich (im Westen), war es natürlich der VEB, der das erreicht hat.
    Übrigens wurden u.a. von MZ Mopeds in den Westen verkauft, ich glaube über Neckermann. Die waren auch besser in Qualität und Ausstattung, als das pendatmodel im Osten für den normalen Bürger.
    Zur Zeit kurz nach der Wende habe ich Mitgearbeiter an der Grundsteinlegung eines Technikmuseums. Da kamen die gleichen Infos bis hin zu dem Punkt, dass es Einkäufer im Osten gab, die in den Westen geschickt wurden Dinge gezielt einzukaufen, die es im Osten nicht gab, nur damit dann unter der sozialistischen Flagge zum Westen vergleichbare Produkte für die Eliten hergestellt werden konnten.
    Letztlich habe ich heute einen direkten link nach Kuba. Für spitzenkünstler kauft das System entweder hochwertiges Material oder gleich entsprechend Instrumente ein, die dann an die elite ausgeliehen werden. Bei besonderem verdienst wird sowas dann im Rahmen einer volksveranstaltung zusammen mit einem orden als Eigentum übergeben.
    Das mag für einen Wessi überheblich oder nur ungewohnt klingen, war bzw ist aber Realität.
    Btw. meine Familie kommt zur Hälfte auch aus der DDR... ich sehe mich daher nicht als reiner Wessi.
    Vor dem Hintergrund halte ich es durchaus für wahrscheinlich, dass angesehene Musiker mit Sondermodellen aus sozialistischer Produkt ausgestattet wurden.
    Daher meine Frage, ob es tatsächlich so war.
     
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  8. JTM

    JTM Ist fast schon zuhause hier

    Die waren nicht nur besser,die waren richtig gut. Ich hatte so ein MZ TS250 Gespann,ich weiß nicht,durch wieviele Winter ich es auf zig Elefantentreffen gejagt habe,da ging nie was kaputt. Best Moped ever
     
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  9. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Nach meiner Kenntnis - ebenfalls Wessi mit Ost-Verwandtschaft und einer Mutter, die bis 1961 in Ostberlin lebte und arbeitete - waren gerade die Produkte für „die Helden des Sozialismus“ äußerst wenig beliebt bei den Ausführenden weil es allzu offenkundig darum ging, etwas vorzugaukeln, was in Wahrheit nur mit besonderem (und damit sogar für Ostverhältnisse unwirtschaftlichen) Aufwand zu erreichen war.
    So etwas wurde nur auf ausdrückliche Anweisung durch Parteikader gemacht und kleinteilig kontrolliert.

    Exportware Richtung Westen - ob nun Musikinstrumente oder Elektrogeräte, Bekleidung und Fotoapparate für Neckermann und Quelle - erfüllte dagegen sehr konkrete Qualitätsansprüche und wurde deshalb mit dafür geeignetem Material und Maschinen gefertigt. Es ging schließlich um Devisen.

    Beiden Bereichen war die Enttäuschung gemeinsam, dass die Produkte für den heimischen Markt (und die sozialistischen Bruderstaaten) vergleichsweise minderwertig hergestellt wurden.

    Dahingehend hat sich sogar ein Verwandter geäußert, der bis zu der von ihm maßgeblich grafisch gestalteten 40-Jahr-Feier der DDR als sehr linientreu galt.

    Insoweit ist das mein Kenntnisstand, der einen ähnlichen geographischen und kulturellen Abstand zu den Fabrikhallen der Musikinstrumentehersteller hat, wie die von mir hinterfragte Aussage von @JES .
     
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  10. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ich habe nur ein ts150 deluxe. Da können wir jetzt diskutieren... möchte ich nicht. Sagen wir mal, die war gut, als sie das werk verließ (in den Osten), die Wartung über 20 Jahre Sozialismus mit improvisierten Ersatzteilen hat ihr nicht gut getan. Aber, mit rel wenig Geld lässt sich vieles korrigieren odrr gar verbessern. Und das Teil macht richtig Laune.

    Aber, wo wir uns m.E. mal ne Scheibe abschneiden könnten (falls mir das hier erlaubt ist) ist, die Förderung von Kunst und Kultur bis hin zur Ausbildung und Bereitstellung von Instrumenten. Ob jetzt die Auswahl entscheidender Kandidaten immer gerecht war lassen wir mal weg. Systemschmarrozer gibt es überall, auch hier und jetzt.
    Ich finde aber, wenn wir Milliarden für Rüstung und Infrastruktur ausgeben können, für Subventionen und entwicklungshilfen in Ländern, die ich auf der Karte suchen muss, dann sollte Musik- und Kunstunterricht kostenlos möglich sein. Ausserdem sollten Museen kostenlos sein sowie gewisse kulturelle Veranstaltungen.
    Das ist im sozialistischen Kuba wirklich eine Errungenschaft, auf die ich neidisch bin. Kostenlose hochwertige Bildung, kostenlose Kultur, kostenloses Gesundheitssystem und einen (normalerweise) für jeden bezahlbaren ÖPV. Ok, staatlich organisierte Infrastruktur läuft gerade nicht toll, finde ich aber grundsätzlich auch richtig. Aber wer bin ich???
     
  11. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Naja … und dann kommt einer und erklärt die gesellige Stammtischrunde zur (Leit-)kultur und fordert Freibier für alle.

    Nix für ungut aber das finde ich einen ziemlich weiten Bogen, den du da gerade spannst.
     
  12. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Zufälle jibt dit, die gibt's doch nich !;)

    Habe grade nach "Kontakt Günther Fischer" recherchiert und finde folgendes:

    Lesung und Gespräch mit Günther Fischer aus seiner Autobiographie.

    Am 30.03.2025 um 15.00 Uhr
    Im Musikpavillon im Pfarrgarten in .....

    04895 SAXDORF
    Haupstraße 5

    Klingt wie ausgedacht, ist aber die reine Wahrheit.

    Wohnt jemand in der Nähe ?
    Der könnte direkt G.F. nach seinen bisherigen Instrumenten fragen.

    VG
     
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  13. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Upps .... Böse Falle.

    Ich, höchstpersönlich, wohne in der Nähe.

    Saxdorf liegt zwei Autostunden südlich von Berlin.

    Also ... spontanes SaxForum-Treffen,

    -Sektion Mitteldeutschland, östlicher Abschnitt-

    am So. 30.03. in Saxdorf bei Herrn Fischer ?

    Zeit hätt' ich.

    VG
     
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  14. ppue

    ppue Mod Experte

    @Silver:

    So groß scheint mir der Unterschied zwischen Saxophonen für den heimischen Markt und denen für den Export nicht zu sein. Ich kenne Modelle aus beiden Kathegorien.
    Die Instrumentenbauer haben sicherlich nach besten Wissen und gutem handwerklichen Können beide Modelle hergestellt. Die Instrumente des Weltklangmodells waren zwar nicht auf dem modernsten Stand, aber dennoch haben sie einen Hammersound.

    Ab und zu waren die Zutaten für das Messing nicht so dolle. Kann sein, dass solche Modelle nicht in den Westen gingen.
     
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  15. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Eher, nach den Vorgaben von oben.

    Ich gebe mal ein Negativbeispiel (aus einem amerikanischen Großkonzern). Da hat man von oben Zielvorgaben definiert, nach denen Abteilungen und letztlich Mitarbeiter bewertet wurden. Dann hat man Budgets und lohnsteigerung an die Bewertung gekoppelt. Plansoll sozusagen. Ein Soll war, wenn unsere IT bspw ein Ticket bekam, dass ein MA ein Problem hatte, wurde bewertet wie lange das Ticket geöffnet war und wie viele Tickets ein ITler im Jahr abgearbeitet hat. Zusätzlich gab es noch die Vorgabe, dass ein Ticket nach 24h geschlossen sein muss.
    Ergebnis: es wurde in das Ticket eine 08/15-Antwort kopiert und geschossen. War schnell. Der betroffene MA musste dann ein neues Ticket öffnen, weil sein Rechner ja immer noch nicht lief. Gleiches Spiel. Am Ende wurde so die Menge hochgetrieben bei rekordverdächtiger Bearbeitungszeit.... Durch die 24h hatte der ITler auch gar keine Chance auszubrechen und vernünftige Arbeit zu leisten.
    Am Ende war es so, dass man mit einer KI gedealt hat, die je nach Stichworten Tickets bearbeitet hat (die schiere Menge war letztlich zu groß um manuell bearbeitet zu werden) und alle ev offenen Tickets wurden pauschal nach 23h59m geschlossen. Soll erfüllt.

    Natürlich waren die instrumentenbauer nicht schlechter als im Westen. Die wussten vielleicht sogar besser als im Westen (Klingenthal!!), wie man ein Saxophon konstruiert und baut. Wenn du aber kein vernünftiges Werkzeug bekommst, auf neues Werkzeug Monate warten musst, du nach Sollvorgabe entlohnt wirst und nicht nach Qualität, du letztlich auch das Material nicht bekommst, was du vielleicht brauchst, und jeder Verbesserungsvorschlag mit dem Hinweis abgelehnt wird das Plansoll nicht zu gefährden, dann resignierst du und machst Dienst nach Vorschrift. Kannst du dir alles live in Kuba ansehen (da werden alte Nägel gerade gekloppt und wiederverwendet, weil es keine Nägel gibt). Darfst du aber nicht als Pauschali reisen, da erzählt man dir sowas nicht. Bischen Spanisch schadet auch nicht... Dem Worker mache ich da definitiv keinen Vorwurf, im Gegenteil.
     
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  16. ppue

    ppue Mod Experte

    Das ist reine Spekulation. Was soll ich mit dem Beispiel aus einem amerikanischen Großkonzern anfangen?
     
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  17. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Realität.
    Und das Beispiel soll die Probleme einer Planwirtschaft zeigen, deren Ziel nicht ist bestmögliche Qualität sondern Stückzahlen zu produzieren. 100.000 Trabbis war das Ziel, nicht 100.000 zuverlässige und fehlerfreie Trabbis....
     
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  18. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das kann ich nicht beurteilen, ich kenne gar keine Weltklang oder B&S.
    Ich wollte nur die Euphorie „wir machen mit Feuereifer ein ganz doll gutes Instrument für einen Helden der DDR“ hinterfragen weil ich aus gesicherter Quelle - bezogen auf andere Produkte, die vor dem Krieg ebenfalls Weltruf genossen hatten - anderes gehört hatte.
     
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  19. Tröterich

    Tröterich Ist fast schon zuhause hier

    Moin, der spielte schon zu tiefsten Ostzeiten Selmer.

    Großes Pionierehrenwort Tröterich
     
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  20. ppue

    ppue Mod Experte

    In der Instrumentenfabrik. OK, wenn du das so genau weißt, will ich mal nicht widersprechen.
     
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