Wir haben es ja geahnt: Top Hits immer schlichter.

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Silver, 5.Juli.2024.

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  1. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Nein, früher war nicht alles besser....aber die Musik für mich schon...und ganz gewaltig sogar :)

    Hat aber auch viel mit Generation / Generatioswechsel und Altersgruppen zu tun.

    Irgendwann übernimmt ja dann überwiegend KI das komponieren und die jeweiligen Sounds dazu.

    Leichte Hoffnung, KI ist wirklich so intelligent und orientiert sich an der wirklich Guten Musik vergangener Zeiten.

    Alles kommt ja irgendwann mal wieder...siehe Mode.

    Gr Wuffy
     
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  2. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

  3. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Nicht nur die, sondern alle - das Fernsehen gibt vor, dass mit full playback gespielt wird, um die minutiöse Planbarkeit zu gewährleisten.

    Also so wie die Menschen heute...
    "seven nations army" - Bruckners 5. Sinfonie (nur ein Beispiel von vielen - weil wir gerade seinen 200. Geburtstag feiern)
     
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  4. Claus

    Claus Mod Emeritus

    interessanter Beitrag:
     
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  5. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    Ist nicht der Titel des Threads irreführend? Nicht die Top Hits werden schlichter sondern einzelne Aspekte, Komplexität der Melodie sinkt, wohingegen Komplexität von Instrumentierung, Soundvielfalt, Zahl der Noten steigt… ist halt eine Verschiebung, deswegen müssen die Hits ja nicht schlichter sein, das Gesamtkunstwerk zählt….
    Ist doch bei Sinfonien auch nicht anders… Beerhovens ta-ta-ta-taaaaaaaaa ist auch nicht übermäßig komplex, genial ist dagegen was er damit und so drumrum alles anstellt….
    LG
    Thomas
     
  6. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ich finde schon, dass die Kreativität nachlässt. Ein hit muss nicht komplex sein, aber es sollte doch eine gewisse "Intelligenz" dahinter stecken. Die vermisse ich zunehmend. Konzepte werden kopiert, etwas anders notiert, und... Bingo.
    Aber, das Publikum will das scheinbar so.... Was sagt uns das?
     
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  7. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    Die Leid werre alls bleeder … :ironie:
     
  8. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Ein "Hit" muss "funktionieren", damit es ein Hit wird. Zuviel "Intelligenz" ist hinderlich. Bohemian Rhapsody war dem Publikum anfänglich zu anspruchsvoll.
    Ein "Hit" ist aber jetzt auch nichts für den anspruchsvollen Musikliebhaber, sondern für die breite Masse, und die hat eben geringer Ansprüche. Die muss man treffen, wenn man in der Hitparade vorne sein will.
     
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  9. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    Muss ja nicht mal nur die breite Masse sein, ist ja auch situationsbedingt. In einem kurzen Anflug von Selbstüberschätzung bezeichne ich mich mal als anspruchsvollen Musikliebhaber, aber ich habe öfter mal Situationen ( z.B. im Auto auf der Autobahn) wo ich nicht wirklich Musik hören kann oder will und trotzdem ein wenig vom Radio bedudelt werden möchte. Bei mir gibt es dann schon das eine oder andere Liedchen wo ich dann echt hinhöre, das „einrastet“. Aber das liegt nur manchmal an der Melodie, am Text eh nicht, öfter an spannenden drum patterns oder geilem Sounddesign….
    LG
    Thomas
     
  10. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich liebe traditionelle bayrische Stubenmusi, Dreigsang, Blasmusik, ich liebe die Klänge vom Alphorn über die deutsche Klarinette und die steirische Quetschn bis zum heute slowenischen Frontbellbariton. Ich liebe das großmensurierte Blechquartett, dass tapfer an Weihnachten spielt, obwohl sie locker auf 300 Jahre kommen.
    Diese traditionellen Alpenmusikstile haben sehr viele Stimmen und ein Spektrum von wild bis intim. Das macht sie für mich besonders.

    Natürlich ist das auf kurz oder lang am Aussterben und wird künstlich beatmet durch Trachtenvereine. Hoffnung geben mir die zahlreichen Bands, die diese Musik ihrer Kindheit mit der Musik ihrer Jugend (Rock) kombinieren und so echt weiterentwickeln. Das ist Evolution, wie wir die von anderen Weltmusiken kennen (z.B. Irland).

    Beim Musikantenstadl geht die Vielseitigkeit dieser Musik und der Klang meistens verloren, es werden sehr einfache, (für meine Ohren) schlecht klingende Classic-Rock-Beats überall druntergelegt und alles in Hall ersäuft. Das kann hören wer will, mir gefällt es geschmacklich nicht. Dann ist da aber noch dieser Anspruch, Kulturpflege zu betreiben, und das finde ich im Kontext von i.g. Volksmusik zumindest nicht wirklich sympathisch.

    Für mich war der Musikantenstadel bisher mehr wie ein prächtiges italienisches Restaurant, in dem nur Tiefkühlpizza und Dosenravioli serviert werden.
    Deine Sichtweise gibt mir Hoffnung, irgendwann zu verstehen, was da passiert, warum es den Menschen zu gefallen scheint.
     
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  11. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ja, weil heute ohne Risiko in kurzer Zeit viel Geld gescheffelt werden soll.
    Wenn ich ein stück zb der Beatles im Radio höre, dann ist das typisch. Es enthält Stilelemente, die ich der Gruppe zuordnen kann. Oder Elvis, oder Queen oder... Heute muss ich nachschauen, wer da performt, weil es gleich klingt. Innerhalb eines genres natürlich.
     
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  12. Sax Ralf

    Sax Ralf Kann einfach nicht wegbleiben

    Moin, moin

    Nur damit da nichts historisch hochgejubelt wird, auch wenn es gut ist(!). Gestern vor genau 70 Jahren hat Elvis Presley "That's all right" bei Sun Records in Memphis aufgenommen.
    Sun Records war bei aller späterer Berühmtheit immer eine kleine Firma, würde man heute wohl als Independent Label bezeichnen.
    Am Samstag nach der Aufnahme wurde eine Vorabpressung in einer Radiosendung in Memphis abgespielt und es gab eine stattliche Anzahl von Anrufen die sich nach dem Lied erkundigten.
    Wäre das nicht so gewesen hätte es sein können das am 19. Juli nie eine oder evtl. eine andere Elvis Presley Single erschienen wäre.
    Gerade kleine Firmen können sich völlige Misserfolge nicht erlauben! Gut bei kleinen Firmen sind die Kosten auch geringer, sonst hätten die damals ca. 20.000 verkauften Platten wohl nicht zu weiteren Platten von Herrn Presley geführt.
    Etwa eineinhalb Jahre später rettete der Verkauf seiner Aufnahmen und die für damalige Verhältnisse Rekordsumme für vorzeitige Vertragsauflösung Presleys so wie der Anfang 1956 in die Spitzen aller USA Hitparaden gestürmte Titel "Blue Suede shoes" von Carl Perkins Sun Records aus ernsthaften finanziellen Problemen, erstmal.

    Nur um aufzuzeigen, wenn es nur ums Geld verdienen geht hängt schon viel vom Glück ab, aber wenn es nur um die aller höchste, edelste Kunst ohne finanzielle Hintergedanken geht, sicherheitshalber vielleicht um einen Segen vom Papst bitten, nach Mekka pilgern, auf dem Rückweg im Ganges rituelle Waschungen vornehmen und die Voodoo Priesterin nicht vergessen nur um ganz sicher zu gehen! ;)

    Viele Grüße Ralf
     
    Zuletzt bearbeitet: 6.Juli.2024
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  13. ilikewoods

    ilikewoods Ist fast schon zuhause hier

    Ich denke es sagt uns, dass das Leben flüchtiger geworden ist und die Leute keine Zeit mehr haben, sich intensiv mit einem Musikstück auseinanderzusetzen, weil das nächste schon wieder draußen ist und man einen sozialen Druck verspürt, "up to date" zu sein. Dann darf nicht zu viel am Musikstück ungewohnt sein, denn das Ungewohnte will langsam verdaut werden
     
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  14. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Über die ach so hohe Qualität der musikalischen Beiträge der Säulenheiligen Beatles, Stones, Presley usw. lässt sich auch trefflich streiten.

    Die ersten Beatles-Hits waren ziemliches Schrumm-Schrumm, Presley musikalisch schlichter Schmalz mit samtener Stimme und Hüftschwung (solange es ging).

    Und @Sax Ralf trifft den Nagel auf den Kopf: Ohne kommerziellen Antrieb würde die heute niemand mehr kennen, hören, sehen wollen und Sir Paul wäre heute kein Sir sondern vielleicht pensionierter Musiklehrer oder immer noch Kassierer im Supermarkt, um die Rente aufzubessern.
     
  15. ilikewoods

    ilikewoods Ist fast schon zuhause hier

    Da muss ich sagen, als einer der wenigen im Forum, die ohne diese Musik aufgewachsen sind: Ich kann mit Beatles, Stones, Elvis usw nicht viel anfangen.

    Was mir gerade noch einfällt: Komplexität kann man womöglich nicht nur quantitativ messen? Oder falls doch, so gibt es vielleicht trotzdem etwas nicht quantitativ Messbares, das zur Qualität beiträgt.

    Für mich persönlich ist bei Musik zB immer das wichtigste, dass die Melodien gut gearbeitet sind, also gute Stimmführung, gute Phrasierung, gute motivische Entwicklung usw usf. Außerdem, dass die harmonisch viel passiert, ohne, dass der Rahmen des Tonalen verlassen wird. Das kann man alles irgendwie quantifizieren.

    Was ist aber mit Mikrotiming, wie es im Jazz eine große Rolle spielt? Oder mit "Sound" ? Wie will man das irgendwie objektiv messen?

    Ich weiß noch: Als ich in Schweden mit besagtem Proipianisten redete, kamen wir überein, dass der Sound der Profisaxophonisten aus der Zeit ca. 1920-1980 unfassbar sei (Benny Carter, Phil Woods, usw.)
    Seine These war dann, dass diese Musiker noch den Hauptteil ihrer Arbeit direkt auf der Bühne verrichteten (functional music) und so ständig testen konnten, was die Zuhörer berührte, vor allem mit dem Sound bei längeren Tönen musste man überzeugen, denn dann bekam man einen Wiedererkennungswert.
    Bei heutigen Profisaxophonisten gibt es, fanden wir, anteilig an denen, die wirklich auf Weltniveau spielen und sehr viel können, weniger, die einen nur mit einem einzigen Ton so berühren können.

    Aber wer will das wie messen?

    Ich höre zum Beispiel Chet Baker gerne singen. Meine Mutter, die klassischen Gesang studiert hat, hält sich die Ohren zu, weil er so schief singt. Mir gefällt genau diese Intonation allerdings irgendwie. Dabei spielt der unterschiedliche background meiner Mutter und mir eine Rolle.
     
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  16. Sax Ralf

    Sax Ralf Kann einfach nicht wegbleiben

    Moin, moin @Silver

    Die samtene Stimme, jo, gab es (u.a.), den Hüftschwang auch, aber beides zusammen, wenn wir den Filmausschnitt veröffentlichen sind die Millionengewinne sicher!

    Nun aber ganz schnell wieder :topic:

    Viele Grüße Ralf
     
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  17. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ich lese gerade die Ellington-Biographie von Knauer … der hat auch so manch simples Stück am Publikum reifen und zum Welthit werden lassen.
     
  18. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Das sehe ich etwas anders. Nach den anfänglichen Rock’n’Roll- und Blues-Covers wurden die schnell harmonisch komplexer, so dass der Lagerfeuertgitarrist mit einer Handvoll Akkorden die 60er liebt aber die Beatles meidet. Ich finde es eindrucksvoll, wie einfach diese eingängigen Melodien zu pfeifen sind, wenn die Musik läuft, und wie man sich ohne die Musik aus dem Lautsprecher dann teilweise um Halbtöne verfahren kann, wenn Hintertürfunktionen und Modulation unbemerkt drin vorkommen.
    Ich mag Beatles, bin aber kein extremer Fan und nehme vom Stil eher Lennon vor Sir Paul. Trotzdem ist sein Gespür und Umgang mit Melodik und Harmonik etwas ganz besonderes. Ich denke, er hätte auch ohne Beatles große Karriere gemacht, als Komponist oder Produzent.
     
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  19. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Was an heutigen Hits oft schade ist, daß sie eben durch den Spotify Algorithmus gelaufen sind. Dadurch ist Musik für mich persönlich einfach langweilig geworden, weil alles vorhersehbar ist, nichts überrascht, du weisst mit den ersten 8 Taken alles was im Song passiert.
    Was fehlt heute:
    - gute Intros, die nicht den Song vorwegnehmen, die nicht schon die Hooklines vorwegnehmen
    - andere Harmonien in Strophe und Refrain
    - andere Bassläufe in Strophe und Refrain
    - Modulationen
    - B-Teile, die sich vom Material vorher unterscheiden
    - Instrumentalteile, egal ob ausnotiert mit mehreren Instrumenten oder als Solo
    - allgemein Soli
    - Melodien, die melodisch weniger repetitiv sind. viele Melodien bewegen sich melodisch kaum noch, es passiert rhythmisch viel aber nicht in punkto Melodie
    - auf vielen Alben klingen die Songs alle gleich, gleiches Tempo, gleicher Stil, gleiche Taktart, gleiche Harmonien, gleiche Tonart (teilweise geht das sogar über mehrere Platten eines Künstlers so)
    - interessante Taktarten und - wechsel, Platten wie Stings Ten summoners Tales oder Songs wie die von Burt Bacharach wären heute undenkbar, selbst Elton John's Your song hat eingeschobene 2/4tel Takte

    Klar gibt es auch heute noch gute Musik und auch ein einfacher Song kann einen begeistern aber oft finde ich die heutigen Sachen extrem langweilig. Es passt alles in eine Schablone. Auch früher gab es Schablonen für die Art wie Musik klang aber die Musik war trotzdem abwechslungsreicher und komplexer. Mit geschultem Ohr sind die Hits für mich wie viele von den Marvelfilmen und -serien. Da bleibt nichts hängen. Und die älteren Semester kennen das das melodische Material auch oft schon von früher, so daß man schnell hört wo was heute "geborgt" wurde.
     
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  20. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Schwierig. Reden wir nur von den Anfängen?
    Ich kenne viele Jazzer, die grosse Beatles und Presleyfans sind und dir genau darlegen können welche Zeit da grossartig ist und man hören sollte und welche eher nicht. So hat mich ein Kollege an Elvis rangeführt, den ich vorher eher nicht so richtig leiden konnte und mittlerweile schon öfters mal höre (und ganz anders wahrnehme als früher) und die Beatles faszinierten die Jazzer schon immer.
     
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