Zeit für eine Neiddebatte

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 13399, 8.Dezember.2023.

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  1. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Die MMT ist übrigens die Modern Monetary Theory
     
  2. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Danke @Silver, again what learned. Selten so klar und verständlich über die mir fachfremde Thematik gelesen!
    Und es beruhigt mich, dass meine Erziehung offenbar doch nicht komplett für die Katz war. Ich bin so erzogen, dass man nicht grundsätzlich auf Pump wirtschaftet, sondern eher in Ausnahmefällen finanziert, oder es sonst halt einfach bleiben lässt. In den letzten Jahren konnte man in manchen Kreisen manchmal das Gefühl bekommen, nicht ganz knusprig zu sein, fürs eigene Geld tatsächlich zu arbeiten.
    Umso mehr widerstrebt mir die Vorstellung, dass das mit dem auf Pump wirtschaften beim Staat kategorisch anders sein sollte - auch wenn ich der Überzeugung bin, dass die Lebensqualität ALLER Bevölkerungsschichten (inklusive der Superreichen) von der öffentlichen Grundversorgung, öffentlichen Sicherheit, von der Infrastruktur und dem Wohlstandsniveau der ärmsten Bevölkerungsschichten abhängt.
    Was mir aber fehlt ist das Verständnis für die Dimensionen des Budgets in guten und schlechten Zeiten. Deshalb sind solche Erläuterungen Gold wert.
     
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  3. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Wobei das bei Staaten schon noch anders ist.

    Staatsverschuldung in Relation zum BIP aktuell:

    - USA: 123%
    - D : 67

    Wir hätten schon noch Spielraum.


    CzG

    Dreas
     
  4. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ja, ich wollte auch nicht behaupten, das jetzt zu kapieren. :)
     
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  5. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ohne, dass ich davon mehr als Laienahnung hätte:

    Ich denke, die Gründe, warum die schwäbische Hausfrau (die ihr Haus hoffentlich nicht erst mit Renteneintritt nach 40 Jahren sparen in Bar kauft, sondern schon bei der Hochzeit mit Kreditfinanzierung, also Schulden) und der Staat beide keine laufenden Kosten aus Schulden finanzieren sollen, sind Unterschiedlich. Schulden bei der Privatperson bedeuten früher oder später Entziehung der weiteren Lebensgrundlage auf dem bisherigen Niveau, wenn die Schulden unproduktiv sind (z.B. Konsumausgaben statt Hausfinanzierung, die langfristig verglichen mit der Mietzahlung statt Tilgung produktiver ist).
    Beim Staat ist der Zusammenhang, soweit ich es verstehe, eben nicht so einfach. Schulden sind nicht automatisch schlecht und bedeuten nicht direkt Inflation, wie oft suggeriert wird (Japan macht seit Ewigkeiten horrende Staatsschulden, unter anderem um die Inflation im Land anzukurbeln, weil sich seit der großen Immobilien- und Wirtschaftskrise die Privatleute versuchen zu entschulden und Deflation auf den Plan rufen - aber mit sehr überschaubarem Erfolg). Politisch (sorry) wäre ich persönlich aber auch nicht dafür, Bürgergeld oder Rente aus Schulden zu finanzieren, da dies eine Spirale immer größerer Schulden wäre und vor allem die dahinterliegenden Probleme damit nicht gelöst würden. Bei der Rente ist z.B. das Problem in erster Linke nicht einfach zu wenig Geld oder zu wenige Kinder, sondern, dass die Produktivität in Deutschland nicht genug wächst, um mit sehr viel weniger Menschen immer noch alle im gleichen Umfang mit Dienstleistungen, waren usw. zu versorgen. Klar, über Einwanderung oder Geburtenrate wird man dazu auch etwas beisteuern können (Demographie), dann sind wir aber langfristig, wenn die Lebenserwartung nicht sinkt, beim Problem der Überbevölkerung. Mehr Geld durch Staatsschulden wird daher das Rentenproblem also mMn auch nicht lösen.
     
  6. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Nun ja. Unser Rentensystem basiert auf dem „Generationenvertrag“, sprich die arbeitende Bevölkerung finanziert direkt die Renten.

    Niemand spart seine Rente in diesem System selbst an.

    Das klappt aber schon länger nicht mehr, so dass der Staat aus dem Haushalt jährlich 100 Mrd. Euro in die Rentenkasse einzahlt. Das sind über 20% des Haushalts.

    Aktuell finanzieren zwei Arbeitnehmer einen Rentner. Wenn die Boomer in Rente sind, müsste ein Arbeitnehmer einen Rentner finanzieren.

    Das wird nicht funktionieren.

    Letztlich ist es wurscht, ob ein Arbeitnehmer direkt in die Rentenkasse einzahlt oder indirekt über Steuern. Die Belastungen werden steigen, wenn das System nicht strukturell geändert wird.

    Daran kann auch ein Produktivitätszuwachs nichts ändern.

    CzG

    Dreas
     
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  7. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Das sehe ich aus meinem Verständnis heraus snderd. Die Produktivität ist hierbei gerade der Knackpunkt. Wie viele Leute wie viele andere finanzieren, ist nicht wesentlich, sondern wie viel Wohlstand vorhanden ist, der auf die, die nicht arbeiten können (Kinder, Rentner) umverteilt wird. Dieser Wohlstand kann entstehen, indem mehr Leute arbeiten gehen, oder, indem die, die Arbeiten gehen, mehr arbeiten, bzw. effektiver arbeiten, sprich: produktiver sind. Gerade was dieses Problem angeht, könnte KI uns etwas nutzen, wenn die Erträge aus ihr dann nicht nur an ein paar Superreiche US-Amerikaner gehen werden.

    Ich stimme dir aber zu, dass es am realistischsten ist, dass die gesetzliche Rente gekürzt (bzw. das Eintrittsalter erhöht) oder abgeschafft wird.
     
  8. tango61

    tango61 Ist fast schon zuhause hier

    Die Frage ist doch auch, wie es ein Land wie Österreich ( mit ähnlichem Hintergrund wer ihr in brd )!geschafft l, die Rente an den Wandel angepasst hat.
    Ich könnte mich jetzt noch beißen das ich vor Jahrzehnten die Gelegenheit zum Wechsel nach Österreich nicht genutzt habe
     
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  9. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Theoretisch schon richtig. Aber die Boomer gehen innerhalb der nächsten 10 Jahre in Rente, auch jetzt schon.

    Das ist für mich schwer vorstellbar wo innerhalb dieser kurzen Zeit der Produktivitätszuwachs herkommen soll, selbst mit KI.

    Die Einkommen müssten sich ja inflationsbereinigt in 10 Jahren verdoppeln, um die heutige Situation beizubehalten.

    1973 reichten noch vier Beitragszahler aus um einen Rentner zu finanzieren. Der deutliche Produktivitätszuwachs seitdem hat ja auch nicht ausgereicht das Verhältnis nicht zu verschlechtern.

    CzG

    Dreas
     
    Zuletzt bearbeitet: 17.Dezember.2023
  10. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    …oder die Niederlande

    CzG

    Dreas
     
  11. Lagoona

    Lagoona Ist fast schon zuhause hier

    @Paul2002
    Das mit der Produktivität ist hypothetisch.
    Gerade will die Bahn für ihre Mitarbeiter weniger Arbeitszeit für aber mehr Geld als zuvor.

    Diese Entwicklung weitergedacht kommt Deinem Erfolgsmodell erheblich in die Quere.

    Noch mal zurück kaum Beruf .
    Warum gehst du nicht in die Politik ?
    Das meine ich ganz ernst. Wir könnten ein paar gute Leute da schon brauchen.
     
  12. tango61

    tango61 Ist fast schon zuhause hier

    Es liegt wohl daran, das es vielen Ländern Verantwortliche gibt die einen Gestaltungswillen haben und auch Möglichkeiten dazu vorhanden sind. Paris verbietet ganz einfach die e-Scooter. Amsterdam führt Tempo 3o ein. Die machen das einfach. in Deutschland geht schon das Abendland unter, wenn die Preisschilder im Supermarkt vereinheitlich in lesbaren Ziffern gestaltet werden sollen, oder ein „nutriscore“ eingeführt werden soll. Wir sind im Grunde immer noch geistige kleinstaaten Bürger. Ein Wunder das bei uns die Uhren gleich gehen, … obwohl in Bayern …aber egal .
     
    Zuletzt bearbeitet: 17.Dezember.2023
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  13. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Da wäre ich mal sehr vorsichtig. Begriffe wie "Die machen das einfach" oder "Gestaltungswille" halte ich für recht missverständlich und in Demokratien für problematisch. Vor allem bei kontrovers diskutierten Themen (Ich denke, das hast Du nicht so gemeint).

    In Paris gab es eine Volksabstimmung zu den e-Scootern mit klarem Ergebnis. Tempo 30 auf vielen Städten gibt es auch auf vielen Straßen in Paris, Lille, Grenoble, Helsinki, Oslo etc. In Deutschland mahlen die Gesetzesmühlen langsam (hier steht der Bundesrat auf der Bremse, aber Kommunen und manche Länder wie Niedersachsen machen Druck). Aber ich staune immer wieder, wie sich diese Bereiche langsam ausdehnen und auch in Großstädten wie Wiesbaden oder Köln die Radfahrer viel mehr Raum bekommen.
     
  14. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Wie willst du denn die Produktivität erhöhen und woran machst du deine Aussagen fest? Du hast bis jetzt wie viel gearbeitet?
    Wohlstand umverteilen? Wie soll das funktionieren? Allein rechtlich sehr schwierig. Es ist genug Arbeit da, nur leider keine Arbeiter, die die Arbeit machen können, deswegen ist die Zuwanderung für Deutschland so wichtig. Nur leider verstehen das einige in diesem Land nicht und vergraulen dann die zugezogenen Fachkräfte, wundern sich dann aber daß der Bäcker zumacht, das Krankenhaus keine Pfleger und Krankenschwestern mehr findet, dem öffentlichen Nahverkehr die Busfahrer fehlen etc. etc. etc.
    Die, die bereits arbeiten können teilweise nicht mehr arbeiten oder effektiver. Das lässt sich nicht unendlich steigern. Und da kann dir auch keine KI helfen.
    Und was passiert wohl wenn du in Deutschland die Rente abschaffst?
     
  15. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Du meinst wohl eher Stillstand. Die ganzen Regelungen und nötigen Anträge etc. in punkto Behörden sind so ausgeufert, daß es wirtschaftsschädigend ist. Alleine um ein Windrad aufzustellen was da mittlerweile an Anträgen in sonst wie vielen Ausführungen gemacht werden muss und wie lange es dauert um ein einzelnes Windrad zu genehmigen ist krank, wenn man bedenkt daß uns in punkto Klimakrise die Zeit davon läuft.
     
  16. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    @Paul2002 diskutiert hier sachlich und fundiert. Das darf er nicht, weil er noch nicht gearbeitet hat?

    Wer vergrault wo welche zugezogenen Fachkräfte? Es kommen doch kaum welche.

    CzG

    Dreas
     
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  17. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Ich finde einige Deiner Gedanken sehr gut.

    Nur eine Anmerkung. Produktivität erhöhen heißt noch lange nicht das der Mitarbeiter mehr Geld in der Tasche hat und dadurch mehr in die Sozialkassen abführt.

    Grüße Gerrie
     
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  18. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Jetzt wird es aber sehr politisch...
    Reichtum umverteilen ist tatsächlich schwierig, weil die, die auf der Kohle sitzen, eben auch genau die sind, die die Arbeitsplätze anbieten.
    Was Arbeit und Fachkräfte angeht... Arbeit ist da, ja, aber... entweder für 12€ Mindestlohn oder das andere Ende, für Spezialisten. Die will man aber nicht bezahlen. Ein Grund, warum die dann auch nicht aus dem Ausland kommen. Der andere, dass wir die bürokratischen Hürden so hoch schrauben, dass es schwierig ist überhaupt nach D zu kommen bzw dann seine Qualifikation anerkannt zu bekommen (ein Beispiel: ein kubanischer Arzt darf hier, trotz Abschluss und international anerkannt guter Ausbildung, hier nicht mal als Krankenpfleger arbeiten ohne seinen Abschluss hier noch einmal zu wiederholen. Da würde ich auch nicht nach D kommen) . Ein Dritter, da wir in der Öffentlichkeit munter Asylbewerber, Wirtschaftsflüchtlinge, immigranten (also gewollte einwanderer) und extremistische Kriminelle in einen Topf werfen, ist die Stimmung in der Bevölkerung nicht gerade gastfreundlich.
    Schulden: da würde ich, auch als Staat, deutlich unterscheiden, leihe ich mir Geld, weil ich mit den Budget nicht auskomme, oder weil ich eine Investition in die Zukunft möchte. Letztere verspricht, dass das Geld mittelfristig zurückfließt und nicht, wie im ersten Fall, einfach weg ist. Letztlich kostet ein kredit Zinsen, und die belasten den Haushalt und bremsen dann die Ausgaben für weitere Jahre. Wie bei dir eben auch.

    Aber zur Ausgangsfrage:
    Wenn ich nicht gerade als ausnahmetalent geboren wurde, würde ich im Bereich Kunst/Musik eher nicht arbeiten wollen. Die Optionen werden immer weniger, die Akzeptanz für Kunst zu bezahlen in der Gesellschaft immer geringer. Musik wird zunehmend konsumiert statt genossen.
    Wenn ich trotzdem musizieren möchte, dann als Hobby neben einem Beruf, der mir meinen lebensstil sichert. Dazu gehört ein Budget, aber auch das familiäre Umfeld. Vielleicht willst du ja mal dein Häuschen, den Urlaub, Kinder (die Kosten Zeit und Geld) etc.. Da hätte ich meine Zukunft eher sicher und möchte nicht jeden Tag zittern, ob ich mir mein Leben (swunsch) wirklich langfristig leisten kann.
     
  19. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

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  20. altoSaxo

    altoSaxo Ist fast schon zuhause hier

    Paul, in den Bereichen Volkswirtschaft und Politik scheinst du ja auch sehr interessiert zu sein. Das könnten auch interessante Studienfächer sein für dich.
     
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