Zeit für eine Neiddebatte

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 13399, 8.Dezember.2023.

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  1. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Uff … darf ich eine Bitte vorausschicken: könntest Du Deine Texte hin und wieder mit einem Absatz strukturieren? Das wäre für mich leichter zu lesen…

    Aber zur Sache:

    Die Gründe, warum der Staat genauso wirtschaften sollte, wie ein Privathaushalt liegen auf der Hand:
    Jeder Kredit ist eine Wette auf die Fähigkeit, in Zukunft genug Einkommen für Zinsen und Tilgung zu erwirtschaften.
    Jede Investiton steigert diese Fähigkeit, jeder Konsum stellt sie in Frage.
    Was eine Investition ist und ob an der richtigen Stelle investiert wird ist beim Staat eine höchst politische Frage. Ich erwähnte es.

    Nun hat der Staat ein paar Aufgaben, die ein Privathaushalt nicht hat bzw. die der Staat für alle in ihm angesiedelten Haushalte und Personen bereitstellt. Öffentliche Infrastruktur wie Straßen, Schulen, Polizei, Militär usw. Einige davon fallen in die Kategorie Daseinsfürsorge des sozialen Staates - das Gesundheitssystem, zum Beispiel.

    Darüber hinaus hat der Staat die Hoheit über das Wirtschaftssystem, aus dem in allererster Linie die Einnahmen generiert werden, mit denen der Staat seine Aufgaben finanziert. Auch hier ist die Ausgestaltung höchst politisch.

    Wenn man also eine Matrix aufmacht zwischen Ordnungspolitischen Aufgaben und Daseinsfürsorge auf der einen Achse und Finanzierung aus Einnahmen und Schulden auf der anderen Achse, kann man recht einfach die Gemengelage darstellen.
    Was „gut“ oder „schlecht“ ist, ist wieder: politisch (und es gibt Ökonomen, die dazu ganz unpolitische Meinungen haben).


    Und jetzt noch @Dreas mit seiner „Luft nach oben“: Mal abgesehen davon, dass man nicht aus dem Fenster springen sollte, weil andere Kinder das auch tun, sind die Voraussetzungen in den USA völlig andere. Dort haben wir es mit einer der dynamischsten Volkswirtschaften zu tun, die aus kulturellem Prinzip nicht von Schulden („Debt“) sondern von Hebel („Leverage“) spricht.
    Unter Leverage versteht man die Fähigkeit, durch geringe Investition, viel zu bewegen. Das ist mit Risiko verbunden und die USA sind - im festen Vertrauen auf die Dynamik der Volkswirtschaft - bereit, dieses Risiko regelmäßig und strukturell einzugehen.
    Natürlich ist das im Fall USA nicht „sortenrein“ weil viele politische Spielchen eben auch viel Geld kosten.

    Der Inflation Reduction Act ist ein perfektes Beispiel: Fast alles Geld aus diesem Topf geht in Investition, fast nichts davon in Konsum. Und die gerade nicht regierenden Republikaner finden, das das alles die falschen Investitionen sind…

    Fazit: Es kommt immer darauf an, wofür man Schulden macht.
     
  2. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    zur Klarstellung, weil es mir gerade durch den Kopf ging:

    Auch was eine Investition ist und was Konsum ist politisch.

    Als Beispiel:

    Eine Schule bauen ist eindeutig eine Investition.
    Lehrer und Lehrmittel bezahlen sowie das Schulgebäude instand halten, Konsum.

    Ist es jetzt Konsum oder Investition, die 30 Jahre versäumte Instandhaltung des Schulgebäudes nachzuholen?
    Und: Ist das überhaupt eine Kategorie, die diskutiert werden sollte, während Kinder in kalten, schimmeligen Buden unterrichtet werden?
     
  3. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Instandhaltungsinvestitionen?...;)

    CzG

    Dreas
     
  4. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Für mich ist alles Investition.
    Ich investiere in ein System mit dem Ziel, gebildete Menschen zu produzieren, die dann einen Job bekommen, der dann wieder Steuereinnahmen generiert. Damit schließt sich der Kreis.
    Wenn du eine Schule 30 jahre nicht wartest, dann müsstest du eigentlich für 30 Jahre wartungsbudget angespart haben, welches am Tag X bereit steht. Das hat man nicht gemacht, und daher das Problem. Wenn du Lehrer 30 Jahre nicht bezahlst....
    Es wird nur gerne gerechnet, dass man nur eine Schule bauen muss, und die keine Folgekosten benötigt. Dann muss ich eine Schule auf 30 jahre budgetieren, danach abreißen und neu bauen.
     
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  5. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @Paul2002

    Ich würde mir auch mal überlegen, ob es unbedingt ein Studium sein muss.
    Persönlich habe ich verschiedene Interessen
    Hifi: hier ist im Augenblick der Trend, röhrentechnik, plattenspieler, diskret aufgebaute verstärker (aus den 90igern und älter)... Hier wird viel Geld ausgegeben, weil das know-how fehlt solche Geräte zu warten oder zu reparieren.
    Oldtimer: konntest du vor 20 Jahren damit in eine normale Werkstatt fahren, brauchst du heute Spezialisten. Da ist nämlich kein diagnosestecker dran, vergaser kennt kaum noch einer, eine kontaktzündung einstellen... oder tatsächlich auch elektronik rekonstruieren, weil originalteile nicht mehr existieren...
    Bootsbau: nicht die gängige plastikwanne mit serienausstattung, eher restaurierung von Klassikern oder innenausbau.
    Holzblasinstrumentenbauer: Liebhaber wird es immer geben, die ihr Instrument unbedingt revidiert haben möchte....
    .....
    Mein Heizungsbauer sucht Leute (Mechanik und Elektronik)
    Mein Tischler sucht....
    ...
    Viele Betriebe in meinem Umfeld werden schließen, trotz Nachfrage und vollen auftragsbüchern, weil es keine nachfolge gibt, und der Chef mit 75 meint es ist genug.
    ....
     
  6. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ja, ich denke auch, Handwerk hat Zukunft. Aber finde mal einen Schreinermeister als Ausbilder, bei dem du mehr machst, als Spanplattenmöbelbau oder einen KFZ-Meister, bei dem du Vergaser einstellst. Gar nicht so trivial.
    Paul sehe ich eher als potenziellen Volkswirtschaftler. :)
     
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  7. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das finde ich eine etwas zynische Formulierung für eine Funktion der Daseinsfürsorge. Ärzte „produzieren“ ja auch keine Gesundheit.

    Abgesehen davon handelt es sich volkswirtschaftlich um laufende Ausgaben, also Konsum.
     
  8. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Hinzu kommt, was ich gestern in de SZ las:

    Laut der aktuellen soziologischen Forschung lassen sich zwei Hauptgründe für den historischen Untergang großer Reiche ausmachen, die bei den aktuellen Spaltungen der Gesellschaft und der Instabilität in westlichen Demokratien ebenfalls zu finden sind.

    https://www.sueddeutsche.de/projekt...haft-kollaps-krise-2023-e673031/?reduced=true

    Nr. 1 die Wohlstandsschere, Nr.2 der Elitenüberschuss. Durchaus informativ.
     
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  9. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Doch aber die Sicht auf einige Dinge ändern sich, wenn man von der Theorie in die Praxis kommt und dort Erfahrungen sammelt. In der Theorie kann man immer viel fordern und sagen was anders sein müsste, oft sieht man die Dinge aber erst oder anders wenn man selber betroffen ist und Einblicke in Zusammenhänge etc. bekommen hat. Das ist so als wenn Jemand, der noch kein Saxophon spielt mir etwas übers Saxophonspielen erklären und erzählen will...........
    Und gerade wenn Begriffe wie nicht produktiv oder nicht effektiv genug benutzt werden, sollte man schon schauen wovon man wo redet. Das lässt sich so nicht einfach mal pauschal auf alle anwenden und die Gründe für einen möglichen Mangel an Effektivität und Produktivität können manigfaltig sein.



    Ich kenne Fälle im Umfeld und dann habe ich im Spiegel einen Artikel gelesen, daß die Leute, die nach Deutschland kommen sich hier nicht wohl fühlen: nicht willkommen, nicht geschätzt, nicht integriert, beschimpft von Behörden gegängelt (oder es wird ihnen unnötig schwer gemacht, deutsche Bürokratie halt) und daß Deutschland als träge, hinterwäldlerisch und nicht zukunftsorientiert wahrgenommen wird.
    Und unsere Nazis und Sarah Wagenknechts, sowie etliche anderen Schmalspurgeister aus anderen Parteien tun schon genug dafür daß Leute aus entsprechenden Ländern nicht nach Deutschland kommen wollen (auch wenn es dann mit der Rente und dem Arzt etc. etc. zukünftig mau aussehen wird aber die AFD unter einem Führer Bernd Höcke wird es sicherlich schon richten).
     
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  10. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Ok den Tag streiche ich mir im Kalender an. Wir sind einer Meinung und sehen Dinge gleich.
     
  11. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Der war Spitz. Köstlich :D
     
  12. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Es war gar nicht spitz gemeint. Aber du hast gerade erst im andern thread gesagt, dass die der Ingenieur nicht so liegt. Und bei Volkswirtschaftslehre hast du offenbar Wissen, Meinungen und kannst Herzblut reinstecken.
     
  13. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    Dazu passt ein Artikel, den ich kürzlich gelesen habe. Ein Flüchtling erzählt, dass es in Deutschland für ihn sehr schwer ist, sich zu integrieren. Wenn man soziale Kontakte knüpfen möchte, muss man trinkfest sein. Fast überall, wo man andere Menschen treffen und kennen lernen möchte, wird Alkohol angeboten und wenn man den ausschlägt, ist man schon ziemlich sicher außer vor.

    Komasaufen wie auf dem Oktoberfest gehört offensichtlich zur deutschen Leitkultur.
     
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  14. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Sorry, mir fiel kein treffenderer Ausdruck ein.

    Soweit ich weiß ist der Begriff "Konsum" nur für private Haushalte, und da für Ausgaben des täglichen Lebens. Laufende Staatsausgaben werden als "Verbrauch" bezeichnet. Ist mir auch egal. Mein punkt war eher, wenn ich entscheide in eine Schule zu investieren, dann muss mir klar sein, dass es mit der Erstellung und einmaligen Bezahlung des Gebäudes und der Ausstattung nicht getan ist. Es fallen Folgeausgaben an, die in zukünftigen Haushalten berücksichtigt sein müssen und die nicht über Kredite abgedeckt werden sollten. Ausser, ich erzeuge damit im gleichen Jahr damit höhere Einnahmen als die Ausgaben (wie geht das bei einer Schule ohne schulgebühren?).
    Genauso muss m.M.n. auch für ein Kredit des Staates ein Plan ausgearbeitet und verabschiedet werden, wie der Staat den Kredit tilgt, und woher die Ausgaben für Zinsen und Tilgung kommen. Muss ich als Privatperson auch. Das scheint man aber in Berlin locker zu sehen (nicht nur aktuell).
     
  15. JES

    JES Gehört zum Inventar

    NOCH findest du die. Noch etwa 10 Jahre, dann ist das im Kfz-Bereich vorbei.
    Tischler ist eine geografische Frage. Wenn ich in der Nähe von @Wuffy Urlaub mache, da gibt es noch viele Betriebe. In einer Wohngegend im mittleren Westen ist es extrem mau.
    Die Berufe waren auch nur als Beispiel gedacht.
     
  16. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Erzählt wird viel.
     
  17. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Nee, passt schon… und mit dem Verbrauch hast Du Recht, ich wollte nur keinen zusätzlichen Begriff einführen, weil es aufs Gleiche hinausläuft.

    Gerade bei Schulen ist es ganz eklatant und beispielhaft für andere Bereiche staatlicher Daseinsfürsorge:

    Die Investition, eine neue Schule zu bauen, geht ja weit über das Gebäude und andere dingliche Anschaffungen hinaus.

    Es müssen auch Menschen zu Lehrern ausgebildet und über Jahre hinweg bezahlt werden - bei Beamten kommt bis zum Lebensende ggf. sogar des Ehepartners die Pension dazu. (Ich habe nie verstanden, warum ein Lehrer verbeamtet werden sollte - aber das ist ein anderes Thema)
    Weiterhin ist dort die hohe Zahl der Abbrecher „einzupreisen“, denen ein Referendariat zu anstrengend ist sowie die hohe Zahl derer, die nach wenigen Jahren arbeitsunfähig werden.
    (Nein: Ich werde jetzt nicht über das halbe Jahr Halbtagsarbeit ätzen, weil das nicht stimmt. Es scheint jedoch eine gewisse Korrelation zwischen der Verbeamtung und dem Zeitpunkt der Arbeitsunfähigkeit zu geben - ich habe dazu aber keine aussagekräftigen Daten).

    Lehrmaterial im allgemeinen kostet und muss regelmäßig beschafft oder ersetzt werde.

    Und natürlich muss eine Schule beheizt werden, verbraucht Strom, Klopapier und Wasser, es muss regelmäßig etwas repariert werden, alle paar Jahre ein Pott Farbe an die Wand usw.
    Und natürlich gibt es „Instandhaltungsinvestitionen“ für die Heizung nach 30 Jahren, das Dach nach 40-50, die Fenster nach 20 usw.

    Wo jetzt welche Ausgaben als Verbrauch oder als Investition zu betrachten sind, ist weniger schwer zu entscheiden als in der Vielzahl der Positionen auseinander zu dröseln.


    Die gleiche Rechnung kann man für ein Krankenhaus, eine Polizeiwache, eine Kaserne oder ein Einwohneramt aufmachen.

    Wo das Geld hinfließt ist eine politische Entscheidung.
    Wofür in der Folge Schulden aufgenommen werden (müssen, weil man sich kaputtgespart hat) ebenfalls.
     
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  18. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Dazu passt aber nicht, dass seit Jahren der Alkoholkonsum in Deutschland zurückgeht.
    Teilweise sehen sich Brauereien in ihrer Existenz bedroht.

    Abgesehen davon: in Kreisen, in denen man nur als Mitsaufender akzeptiert wird, sollte man sich ohnehin nicht bewegen. Erst recht nicht als Ausländer, das kann nur ins Auge gehen.
     
    Gerrie gefällt das.
  19. GelöschtesMitglied14902

    GelöschtesMitglied14902 Guest

    Ich kenne Fälle im Umfeld in denen sich Deutsche in ihrer eigenen Heimat nicht mehr wohl fühlen,weil es einfach mit den Ausländern überhand nimmt. Jeder der Schutz braucht soll ihn haben. Aber was inzwischen hier ankommt und Geld kassiert ist doch der nackte Wahnsinn. Und das hat nix mit Rechts zu tun ,sondern einfach mit gesundem Menschenverstand.
     
    Sax_Player gefällt das.
  20. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Aha....dann solltest Du aber unbedingt mal vorbeikommen :)
     
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