Zeit für eine Neiddebatte

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 13399, 8.Dezember.2023.

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  1. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @Paul2002

    Noch ein konkretes Beispiel wie man als Saxophonist einen ordentlichen Lebensunterhalt zusammen bekommt.

    Mein Lehrer:

    - hat als Jazzer einen Namen, wird international auf Festivals
    eingeladen
    - hat eine eigene Band und spielt fest in zwei anderen mit.
    Die werden auch gut gebucht. Unterschiedliche Stilistik
    - Ist Dozent an einer Musikhochschule
    - gibt Privatunterricht
    - schreibt Werbejingels und Titelmusiken
    - Komponiert für andere Musiker
    - wird als Sideman bei Pop-/Rockkonzerten gebucht
    (u. a. Udo Lindenberg)
    - ist auch noch als Fotograf tätig
    - war künstlerischer Leiter der Düsseldorfer Jazzrally
    - ist Endorser für eine namhafte Marke

    Man muss halt vielseitig, flexibel und ein guter Netzwerker sein. Das Kunststück ist alle Bälle in der Luft zu halten.

    „Nur“ Saxophon spielen wird eher nicht auskömmlich sein.

    CzG

    Dreas
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 9.Dezember.2023
  2. Lagoona

    Lagoona Ist fast schon zuhause hier

    Ich bin immer sehr beeindruckt, wenn ich Beiträge von Benjamin Himpel hier sehe.
    Mir gefällt seine Musik wahnsinnig gut und gleichzeitig hat er als Wissenschaftler Karriere gemacht ( falls ich mich nicht irre). @Paul2002
    So könnte es bei Dir auch laufen.
     
  3. reiko

    reiko Strebt nach Höherem

    Ich habe mich für eine wissenschaftliche Karriere entschieden. Lange mit mir selbst gehadert, was sogar dazu geführt hat, dass ich das Saxophon 30 Jahre lang auf den Speicher verbannt und nicht angerührt habe. Heute bin ich froh darüber, diesen Weg eingeschlagen zu haben. Mein Beruf hat mir auch Freude gemacht (mathematische und musikalische Begabung liegen oft beeinander), mir Befriedigung gegeben und mich und meine Kinder gut ernährt. Nebenbei hatte ich dann auch noch ab Mitte 50 ein schönes Hobby wiederendeckt. Klar, kann man sich, wenn man jung, belastbar und flexibel ist, gut eine Leben als Musiker vorstellen. Man sollte aber auch im Auge behalten, was das bedeutet, wenn man die 50 überschritten hat. Wenn man dann nicht zur Spitze gehört oder seniorengerechtere Betätigungsfelder erschlossen hat, wird es eng und frustrierend. Nicht, dass man es im Alter nicht mehr könnte, aber ich muss immer noch an den Musiker denken, der sich bei mir ausheult hat, weil man ihm immer häufiger sagte, dass man ihn in seinem Alter nicht mehr auf eine Bühne stellen kann! (Falsche Musikrichtung, Jazz oder Klassik würden wohl noch gehen).
    Eine meiner Töchter stand vor einer ähnlichen Entscheidung (Schauspiel statt Musik). Heute ist sie froh, neben dem soliden Beruf ein schönes Hobby zu haben.
    Das spielt natürlich alles eine untergeordnete Rolle, wenn Du finanziell ausgesorgt hast, weil Du z.B von Geburt an reich bist. Dann mach es!
     
  4. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Da jetzt mehr über eine Musikerkarriere per se diskutiert wird, vielleicht noch ein anderer Aspekt: Familiengründung bzw eine Familie ernähren - will man das? Oder überhaupt in einer Beziehung leben. Das Musikerdasein ist so beziehungsfeindlich wie nur was. Es kommt natürlich drauf an, wie die Bedingungen im Einzelfall sind. Aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass wir so gut wie kein Sozialleben haben. Leute mal für nen Abend einladen oder sich mit anderen zum Essen gehen verabreden, forget it. Wenn ein Gig reinkommt, nimmt Dave den Gig. Nach Deutschland Family besuchen? Nada, vielleicht alle paar Jahre mal. Gewöhnlich fliege ich alleine. Gemeinsamer Urlaub? Hurrah, nächste Woche unser erster richtiger Urlaub seit 2019 (ein gemeinsames Wochenende letztes Jahr zähle ich mal nicht mit). Ich komme damit klar, weil ich kein Partytyp bin und mich grundsätzlich auch selbst beschäftigen kann, aber das ist sicherlich nichts für jedermann. Ich kann damit leben, wenn statt des Geburtstagsdinners zu zweit ich dann alleine zu Hause sitze weil wieder mal kurzfristig was reingekommen ist - bestenfalls komme ich dann mit zum Gig, wenn er vor Ort ist, ansonsten hab ich halt das Studio für mich- Geburtstagsübemarathon ist ja auch nicht schlecht :D Aber ich kann mir vorstellen, dass eine Partnerin, besonders wenn kein so großes Interesse an der Musik besteht, das nicht so witzig findet…
    Die Downside, wenn man nicht allezeit bereit ist, ist dass man dann auch schnell in der Prioritätenliste abrutscht- z.B. ein netter Bandkollege, der wirklich genial spielt, aber wenn der dann zum dritten oder vierten Mal absagt, weil er Babysitterduty hat (oder er vorher zugesagt hat und dann last Minute absagt), dann ruft man beim nächsten Mal den Kollegen auf der Nummer zwei Position an, weil der immer gleich total enthusiastisch zusagt (und eine Band zusammenzutelefonieren eine nervige Angelegenheit ist).
    LG Juju
     
  5. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Ein sehr wichtiger Aspekt, wie ich finde!

    An unserer Musikhochschule kannte ich einen Klarinettenprofessor, der das Singledasein seinen Studenten gepredigt und auch selbst vorgelebt hat. Wenn man sich für die Klarinette entscheidet und für sie lebt, dann ganz, so sein Lebensmotto. Und das im "soliden" Umfeld der klassischen Musik, in dem es sich im Vergleich zu anderen Musikgenres am "bürgerlichsten" leben lässt, wenn man im Symphonieorchester eine feste Anstellung gefunden hat.:cool:
     
  6. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    "Neiddebatte"... ganz dünner Ton @Paul2002

    Da Neiddebatten nicht so meins sind, hier nur ein paar Bemerkungen:

    Es wundert mich immer wieder: Solche Neiddebatten werden typischerweise hier im Forum nur von Nicht-Profis losgetreten. Die Profis halten sich (zum größten Teil) dabei vornehm zurück. Warum wohl? Ich habe einige Profi-Musiker im Bekanntenkreis. Neiddebatten oder Jammern ob des geringen Verdienstes - kein Thema!

    Als Saxophonist kannst Du immer Unterricht geben. Eine Bekannte, die Klavierunterricht gibt, ist jeden Nachmittag ausgebucht. Ob das Freude macht, jeden Tag irgendwelche untalentierte Kurzen zu unterrichten, mag auf einem anderen Blatt stehen. Gitarristen, Schlagzeuger, alle können sich zum Auftreten mit anderen Unterricht ein Zubrot verdienen. Aber was machst Du als Oboist? Wer will den freiwillig Oboe lernen? Ein Bekannter, der studierter Oboist ist, verdient sein Geld mit einem Sammelsurium an Jobs. Hier eine 60% Stelle an einer Musikschule, da einen Job als Dirigent in einem Musikverein... verhungern tut er auch nicht.
    Dafür geniessen die Musiker eine Freiheit, von der man als Angestellter in der Tretmühle nur träumen kann.

    Neid mag es auf beiden Seiten geben - Grund für eine Neiddebatte gibt es sicher keinen!
     
  7. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Hüstel….wo wurde denn in den bisherigen Beiträgen Neid thematisiert?

    CzG

    Dreas
     
  8. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ich habe den Thread so genannt, weil ich dachte, er könnte als Neiddebatte aufgefasst werden. Ich bin aber wirklich nicht neidisch auf andere Instrumentalisten, schließlich spiele ich die Instrumente, die ich spiele, weil ich sie mag, nicht wegen irgendwelcher Vor- oder Nachteile, die sie eventuell im Profibereich mit sich bringen.
     
    Rick, LuckySax, Wanze und 3 anderen gefällt das.
  9. LuckySax

    LuckySax Ist fast schon zuhause hier

    Dreas hat sich kürzlich als Kaufmann geoutet. (Sein Hobby teilen wir alle)
     
  10. LuckySax

    LuckySax Ist fast schon zuhause hier

    Dem muss man widersprechen. Es gibt kaum ein Instrument welches so entwicklungsabhängig von der Person ist das es spielt.
    "Hotlinespruch: Dann geh doch einmal drumrum. Wir wollen merken, dass dieses Problem mitwandert."
     
  11. LuckySax

    LuckySax Ist fast schon zuhause hier

    Wir alle lieben unser Sax.
    Auch im Plural. Es gibt anscheinend auch Sammler.
    Auch vorhergehende Instrumente, Zweitinstrumente, Nebeninstrumente.
    Es macht das Gehirn bestimmt nicht kleiner....Wie beim Bergwandern oder Autofahren. Wenn mann müde ist, schreit es nach Pause.
     
  12. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    Welcher Job? :)

    Ein eigenartig verkopfter Thread. Ich such mir doch die Instrumente aus die zu mir passen und die mich faszinieren. Saxe sind günstig, robust( aus Messing), leicht erhältlich, sehr leicht zu spielen, sehr schwer zu spielen wenn man es richtig beherrschen will. So wie alle anderen auch. Von Blockflöte bis zur Kirchenorgel.
    Jenseits der Klarinettenfamilie und den Saxen ist eine meiner geheimen Lieben das Fagott… da konnt ich mir grad noch so ein Schülerinstrument leisten und das Thema Rohr und die völlig andere Technik (der linke Daumen ist da dauerbeschäftigt) macht mir schon zu schaffen. Das sieht jemand der das als Erstinstrument gelernt hat natürlich anders. Wenn ich zu denen sage ich hätte mal Lust auf einen neuen Satz 100 cS lachen die und sagen das gibt vielleicht ein halbes Fagott :)
    LG
    Thomas
     
  13. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Eigenartig verkopft zu sein, ist ein zentrales Versprechen der Marke Paul.
     
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  14. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ich werd im nächsten Leben übrigens Oboist oder Klarinettist. Oboe ist schon was feines, Klarinette auch :x3:
     
  15. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Lieber Bratschist! Da ist man gefragt, kann im Orchester gut untertauchen und sich verpieseln.:cool:
     
    Rick gefällt das.
  16. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Hmmm, na ja.
    Was ist denn die beliebteste Einspielung von Telemanns Bratschenkonzert in G-Dur?
    Richtig. Music Minus One.
     
  17. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Als man mir nach 7 Jahren lustloser Quälerei auf der Violine vorschlug, im Schulorchester die Bratsche zu spielen, war mir klar, jetzt haben sie es gemerkt, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin und schmiss komplett hin .

    Im nächsten Leben werde ich sicher Posaunist. Ein sehr schwer zu erlernendes Instrument mit einem tollen Klang. Aber man kann sich die Band aussuchen, gibt ja praktisch keine Konkurrenz.

    Gruß,
    Otfried
     
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  18. bluemike

    bluemike Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    Hmmm, du kennst den Witz?

    Auf einer vielbefahrenen Straße liegt ein überfahrenes Eichhörnchen. Etwas weiter ein überfahrener Posaunist. Was ist der Unterschied zwischen den beiden? Das Eichhörnchen war vermutlich auf dem Weg zu einem Job.
     
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  19. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    @bluemike
    Nee, den kannte ich noch nicht.

    Kenne aber einen Kollegen, und da bin ich manchmal etwas neidisch;-)

    Gruß,
    Otfried
     
  20. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Und man kann damit so schön Motorgeräusche nachmachen. :duck:
     
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