Zeit für eine Neiddebatte

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 13399, 8.Dezember.2023.

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  1. ufosax

    ufosax Ist fast schon zuhause hier

    Aus gegebenem Anlass ein Verweis auf die heutige Süddeutsche Zeitung:

    https://www.jetzt.de/job-und-karriere/was-verdient-ein-jazz-pianist

    Im Prinzip sagt er alles das, was die alten und jung gebliebenen Haudegen und *innen hier auch schon geschrieben habe, er wird aber für einen Zeitungsartikel ausnahmsweise mal konkret, was das Geld angeht.
     
  2. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Die unehrlichen, intriganten, (meist unbegründet) selbstverliebten, gleichgültigen, überheblichen, gedankenlosen, überdrehten oder sonstwie unangenehmen Zeitgenossinnen und Zeitgenossen findest Du in jedem Berufsfeld.

    Weil das mit der Musik so ein hartes Brot sein kann und diese „Kandidaten“ das genau wissen, findest Du mehr und üblere von der Sorte in allen möglichen Büros, Praxen, Kanzleien als im Orchestergraben oder der Musikschule.

    Die abgewrackten, jovialen „Rock’n’Roll Lifestyle“ Kumpeltypen, die als erstes „Solidarität“ unter Musikern einfordern und Dir irgendwas abschnorren oder aufschwätzen wollen aber selbst nie liefern nehme ich mal aus - die erkennt man zum Glück schon von Weitem.


    Was mir aber noch durch den Kopf ging (auch, im Zusammenhang mit dem, was @Rick über Rock schrieb):

    Es genügt in keinem Bereich, sich einfach nur berufen zu fühlen, sein Metier zu lieben und tiefe, die zufällig darüber stolpernde Fachwelt beeindruckende Kenntnisse und Fertigkeiten zu entwickeln.
    Man muss sich schon auch beizeiten die Brusthaare aus dem Hemd bürsten und ins Rampenlicht stellen. Nicht scheu und widerwillig sondern weil man sich und seine Kunst (oder die fast unsichtbar verheilte Narbe einer schwierigen OP am schwierigen Patienten) zeigen will.


    Zur Illustration ein Döntje:

    Ich kenne zwei Schweißer. Echte Koryphäen auf ihrem Gebiet: zwölf Lagen verschiedener Stähle in einem Gang an einen Flansch mit 60cm Durchmesser zu schweißen und es ist nicht nur dicht sondern hält auch noch 40bar Druck aus - das ist das Hochreck im Olympiafinale.

    Einer ist eher menschenscheu und tüftelt gerne, ob er nicht noch mehr Lagen schweißen kann. Er arbeitet seit 30 Jahren im gleichen Betrieb, verdient gerade mal den IG Metall Tarif (den andere Industrieschweißer, die schon eine Lage Stahl regelmäßig durchbrennen, auch verdienen) aber er kommt damit klar.

    Der andere hat dieses Spezialkönnen nach außen getragen und in eine Selbstständigkeit umgesetzt und bietet seit Jahren sehr erfolgreich und gegen sehr gute Bezahlung genau diese Leistung an: Schweißen, was andere verbrennen.
    Wenn man ihn fragt, sagt er unumwunden, dass der andere (sein ehemaliger Kollege) der bessere Schweißer ist.
     
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  3. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Das sehe ich noch nicht. Denn trotz aller gut klingenden Antworten der KIs geht es darum, die richtigen Fragen zu stellen. Sonst hast Du eine super Lösung, aber kein Problem dazu.
    Mag sein, dass es - ähnlich wie beim 3D-Druck - für "schnelles prototyping" brauchbare KI-Lösungen geben wird, oder vielleicht für Testautomatisierung. Ja, das wäre ein nettes Feld. Würde aber eher die Tests ausweiten (um mehr/ früher Fehler zu finden) als den Testaufwand verringern.
     
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  4. rbur

    rbur Mod

    Das höre ich seit 1956, als wir Cobol erfunden haben. Ab dann waren keine Programmierer mehr nötig weil die Buchhalter ihre Programme selber schreiben konnten.
     
  5. Gelöschtes Mitglied 15173

    Gelöschtes Mitglied 15173 Guest

    Habe ich gerade, passend zum Thema, im Netz gefunden :D

    [​IMG]
     
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  6. Rick

    Rick Experte

    Na ja, passt eher zum Thema GAS. ;)

    Bei Berufsmusikern hält sich das ständige Kaufen von neuem Equipment und "Upgraderitis" doch eher in Grenzen.
     
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  7. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ich denke mir auch oft, dass nicht die Bezahlung an sich das Problem ist, sondern die Anzahl an Auftritten. Wenn es normal wäre, in einer Bar Live Musik zu haben, könnten viel mehr Musiker anständig davon leben.
    Bei einem schlecht bezahlten Auftritt sind 100 bis 150€ drin, schreibt er. Wenn man fast täglich einen Auftritt hätte, davon die Mehrheit schlecht bezahlt, wäre Geld kein großes Problem, selbst ohne Unterricht, Tantiemen o.ä.. Dann wären so an die 3000€ Brutto im Monat da. Klar, Milchmädchenrechnung bzw. vorbei an der gesellschaftlichen Realität, aber man darf ja träumen. Es gibt so wenige Gigs, dass - das Thema hatten wir auch schon - vor allem für solche, die nicht von der Musik finanziell abhängig sind, überhaupt mal einen Auftritt zu haben, so wertvoll ist, dass sie für Lau oder sehr kleines Geld spielen.

    Aber ganz erfrischend am Artikel: Er hat Musik studiert und dann Medizin - es ist nie zu spät, auf den rechten Pfad zu finden, wie ihr mir schon schriebt.


    Abschließend möchte ich euch allen für eure Beiträge im Thread danken. Ich hatte einige Gedanken zum Leben als Saxophonist und die meisten davon waren falsch. Jetzt bin ich hoffentlich "richtig gewickelt" und konnte einiges lernen (-:
     
  8. GelöschtesMitglied14902

    GelöschtesMitglied14902 Guest

    Ich bin nur Hobbymusiker, aber ich spiele live selten für so wenig. Und da ist das dann netto o_O
     
    Matthias Wendt gefällt das.
  9. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    @Paul2002

    Überschätze mal 3.000 € nicht.
    Als Selbstständiger darfst Du die Sozialversicherungsbeiträge und die Krankenversicherung zu 100 % abführen.
    Da bleibt nicht viel übrig.

    Ich finde es gut seinen Traum zu verwirklichen und Geld zur Nebensache machen.
    Gut ist wenn man die Entscheidung bewusst trifft.

    Ich wünsche Dir ein glückliches Händchen für Deine Zukunft.

    Grüße Gerrie
     
  10. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Willst sagen: schwarz.
     
  11. Rick

    Rick Experte

    Da kommen wieder die Beziehungen ins Spiel: Ich hatte im letzten Vierteljahr recht viele Auftritte, aber fast alle mit unterschiedlichen Ensembles.
    Von einer Band alleine könnte ich nicht leben.

    So war das vor 30, 40 Jahren, als ich angefangen habe.
    Und gerade lese ich "Todesblues in Chicago", wo erwähnt wird, dass der Tonfilm jede Menge Kino-Jobs für Musiker zerstört hat.
    Die Tendenz geht schon lange weg von Live-Musik im Alltag...

    Ich finde es heute besser, da bringen mir zwei gut bezahlte Gigs so viel oder mehr als früher die Woche mit schlechter Bezahlung.
    Das bedeutet mehr Freizeit, u. a. für die Familie. ;)

    Insgesamt erlebe ich heute mehr Wertschätzung für auftretende Musiker, früher war man maximal den Kellnern gleich gestellt...

    Wir haben in Deutschland gottlob die KSK, die auch geringer verdienende Künstler absichert. Da bleibt von 3000,- brutto noch ausreichend übrig. :)
     
  12. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Ja, selbständige Künstler zahlen nur die Hälfte der Sozialabgaben.

    Also vergleichbar zum angestellten Arbeitnehmer.

    CzG

    Dreas
     
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  13. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    ... und er zahlt nur das, was er angibt - im Zweifelsfall nur den Mindestbetrag (ca.150€?). Damit ist man voll krankenversichert, die zu erwarteten Rentenzahlungen sind aber entsprechend niedrig (z.Z. ca. 300 €/m). Wer das berücksichtigt, fährt sehr gut damit.
     
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  14. Argonrockt

    Argonrockt Ist fast schon zuhause hier

    …Prüfungen des Arbeitseinkommens über 3 Jahres Zeitraum werden schon durchgeführt und bei deutlicher Manipulation nach unten auch bestraft !!
     
  15. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Steuerhinterziehung käme dann ja auch noch ins Spiel.

    CzG

    Dreas
     
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  16. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    "Prüfung des Arbeitseinkommens" ist Sache des FA. Ich habe in über 30 J. KSK bei mir und etlichen Kollegen nicht einen Abgleich der KSK-Zahlungen mit den Zahlen des FA erlebt. Es wird regelmäßig angekündigt - "Stichproben" will man machen - in der Praxis passierts aber nicht. Wäre ja schön, wenn sie es denn denn täten, wenn sie denn die Kapazitäten hätten.
     
  17. Argonrockt

    Argonrockt Ist fast schon zuhause hier

    Nein, in dem Fall ist es ja Sozialbetrug und kein Steuerbetrug, da wir als Musiker auch gerne Steuerprüfungen intern und extern bekommen (da wir ja volkswirtschaftlich so wichtig sind) ist es viel spannender, mit 3 MwSt.Sätzen zu arbeiten und zu wissen, das auch der kleinste Aspekt von Werbung eine künstlerische 7% Leistung automatisch auf 19% katapultiert. Besser kein Sponsoren T-Shirt tragen… (sorry off topic)
    Edit: ich und auch Kollegen aus Westfalen haben diese Prüfungen schon erlebt!
     
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  18. GelöschtesMitglied14902

    GelöschtesMitglied14902 Guest

    Meine Band hat eine Gbr gegründet und führt alles korrekt ab. Also unterlasse mal solche Unterstellungen
     
  19. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Jetzt bitte nicht Mehrwertsteuer mit Ertrags-/Einkommenssteuer verwechseln.

    CzG

    Dreas
     
  20. Argonrockt

    Argonrockt Ist fast schon zuhause hier

    Lieber Dreas,

    Ich mache Steuerrecht seit 35 Jahren selber, der kleine Ausflug in die MWSt. War als kleiner gekennzeichnete Off Topic Nic gedacht, ich versichere dir das ich jegliche Besteuerung inklusive KSK Recht (z.B was GbR juristisch/finanzamtrechtlich) angeht mehr als kundig bin und Einkommenssteuer sehr wohl von Umsatzsteuer trennen kann.
     
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